
© dpa/Bernd von Jutrczenka
Ferrero sponsort Berlins „Happy Hippo“: Und am Ende wird doch ein Willi draus
Die Namenssuche für Zootiere und andere Wahrzeichen ist eine komplizierte Angelegenheit – erst recht im Zeitalter der Sponsoren.

Stand:
Berlin hat’s mit Tieren, das belegen Knorke, Knautschke, Bulette und Knut. Aber um öffentlich getauft zu werden, muss ein Zootier auch allerhand mitbringen, es muss niedlich, schlau oder doch mindestens ein Bär sein. Warzenschweine, Biber und Gänsegeier dürfen sich keine Chance ausrechnen, auch Giraffen scheinen irgendwie drüber zu schweben.
Vorrede! Der kleine Willi Wackelöhrchen, als Flusspferd historisch privilegiert, ist voll niedlich. Sein bislang völlig unüblicher Doppelname – es gab keinen „Knut Kuschelfell“, oder? – führt uns allerdings direkt ins Marketing-Zeitalter. Denn der Sponsor Ferrero vermarktet ein „Happy Hippo“ aus Zucker und Schokolade, dazu Figuren wie „Susi Sonnenschein“ und „Plantscha Pauli“. Daher kam die Idee, nun auch dem Flusspferdbaby eine Alliteration anhängen zu lassen.
Passend dazu pries Andreas Knieriem schon beim Aufruf zur Namenssuche sein völlig schokofreies Flusspferd als „Happy Hippo“, sowas ist Zoodirektoren-Handwerk heutzutage.
Der nun gefundene Name Willi, sofern wir das richtig begreifen, steht in der Auswahl für den Berlin-Faktor. Willy Brandt ist die Projektionsfläche für das Gute und Bessere im Hauptstädter, da hat sein Namenspatentier eine Last zu tragen, von der es gottlob nichts weiß. Immerhin ist damit dessen Weitergabe an andere Zoos praktisch ausgeschlossen, auch wenn es mal knutmäßig auswächst und die Wackelöhrchen nicht mehr das Hauptmerkmal sind. Wir wollen Ferrero nicht entmutigen – aber am Ende wird doch ein Berliner Willi draus.
Könnte der nächste Nilpferd-Nachkömmling nicht „Curry36Bulette“ heißen?
Bernd Matthies
Doch der Trend öffentlich-privater Partnerschaft ist so oder so gesetzt, auch ohne Tiere. Wir kennen ihn spätestens seit der Münchner Allianz-Arena, und unsere Halle an der Warschauer Brücke wechselt ihren Namen praktisch jährlich. Es musste schon ein reicher Lokalpatriot wie der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne kommen, der die Namensrechte für das Hamburger Volksparkstadion gekauft hat, damit es diesen Namen nach Jahren verschiedener Narreteien auch fortan tragen darf.
Der Unterschied: Reiche Lokalpatrioten haben wir in Berlin nicht, schon gar keine, die auf Selbstverwirklichung verzichten würden. Folglich wird es noch viele derartige Namensspielchen geben, die Treptower Arena wird seriell neu benannt werden nach dem jeweils finanzstärksten Konzern. Wir stellen uns vor, dass ein Hertha-Fan die Rechte für die Alte Försterei erwirbt und sie dann „Alte Dame“ nennt, dass das Olympiastadion zum „Instagram Square Garden“ wird oder der Fernsehturm, der Fernsehturm … Hier schlägt jemand aus der Redaktion den Sponsor „Dildo King“ vor, ich gebe das nur unter Protest weiter.
Wir hatten mit den Zootieren begonnen. Da sind so große Deals nicht drin, aber der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Nehmen wir nur Bulette, die legendäre Urgroßmutter so vieler Wackelöhrchen. Könnte der nächste Nilpferd-Nachkömmling nicht „Curry36Bulette“ heißen?
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: