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Sparmaßnahmen: 15.000 Eltern sollen zum Jugendamt

Der Senat hofft auf neues Einsparpotenzial bei den Ganztagsgrundschulen. Etwa 15.000 Eltern müssen jetzt zum Jugendamt gehen, um dort nachzuweisen, dass ihre Kinder eine Zusatzförderung wegen Sprachdefiziten oder Behinderung brauchen.

Bisher begnügte sich der Senat mit den entsprechenden Angaben der Rektoren. Dem Vernehmen nach beruht diese neue Forderung der Bildungsverwaltung auf einem Vorstoß des Finanzsenators, der bei den Personalzuschlägen für Erzieher sparen möchte: Bislang haben die Ganztagsschulen mit hoher Migranten- oder Behindertenquote wesentlich mehr Erzieher. Ob Eltern, die selbst kein Deutsch sprechen, überhaupt zum Amt gehen oder wie sie diese Formulare ausfüllen sollen, bleibt unklar. Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) wunderte sich, warum "neue bürokratische Hemmnisse" aufgebaut werden. Zudem versteht er nicht, warum der Senat den Angaben der Schulleiter misstraut.

Alarmsignale kommen auch aus den Ganztagsschulen, die nur wenige Problemkinder und deshalb auch nur die minimale Erzieherausstattung haben. Sie klagen über massive Probleme bei der Betreuung. Eltern der Zehlendorfer Buschgraben-Schule berichten über Erzieherinnen, die wegen der Überlastung "den Tränen nah sind". Die Betreuung laufe auf "Aufbewahrung" hinaus, kritisierte auch ein Steglitzer Rektor. Nach Informationen des Tagesspiegel erwägt ein halbes Dutzend Grundschulen wegen der knappen Lehrer- und Erzieherausstattung, den anspruchsvollen Ganztagsbetrieb einzustellen und auf Hortbetreuung umzusteigen. Bildungs-Staatssekretär Eckart Schlemm (SPD) empfahl gestern im Schulausschuss: "Die Betroffenen können sich an die Senatsverwaltung wenden." Das haben sie bereits getan – ohne Erfolg. (sve)

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