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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Schießerei in Wedding: 16 Schüsse und ein Mordversuch

Acht Monate nach einem Attentat auf ein Lokal im Wedding stehen mutmaßliche Rocker wegen Mordversuchs vor Gericht.

Szenen wie in einem Actionfilm: Männer mit Maschinenpistolen sprangen aus zwei Fahrzeugen, dann peitschten 16 Schüsse durch das Café. Acht Monate nach der Schießerei in einem Weddinger Lokal stehen sechs mutmaßliche Rocker vor dem Landgericht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord, mit einem Drogengeschäft im Hintergrund. Es sei ein gezielter Anschlag auf den Wirt des Lokals gewesen. Zu Prozessbeginn am Dienstag stießen die Richter zunächst auf eine Mauer des Schweigens.

Die Männer sind 27 bis 40 Jahre alt. Sie stammen aus Tschetschenien und dem Kosovo. Sie seien „Brüder“ der rockerähnlichen Gruppierung „Guerilla Nation“ gewesen, heißt es in der Anklage. Von klassischen Rockern sei aber nicht auszugehen, sagte der Staatsanwalt vor dem Gerichtssaal. „Es scheint eher ein bandenmäßiger Zusammenschluss zu sein, der unter der Überschrift Rocker firmiert.“ Die Angeklagten seien keine Motorradfahrer, hätten zum Teil nicht einmal einen Führerschein.

Tödliche Verletzungen unbeteiligter in Kauf genommen

Etwa zehn Gäste saßen am 10. Mai im Lokal in der Groninger Straße, als zunächst ein Mann mit einer Maschinenpistole eintrat. „Er legte an“, so die Anklage. Den 34-jährigen Wirt habe er treffen wollen und dabei auch tödliche Verletzungen weiterer Personen zumindest billigend in Kauf genommen. E. habe durchgeladen, doch wegen einer Funktionsstörung gab es keinen Feuerstoß. Eine Salve von 16 Schüssen habe dann der 27-jährige Achmed I. abgefeuert.

Projektile durchschlugen Türen und Fenster. Menschen aber wurden nicht getroffen. Sollte es möglicherweise „nur“ eine Warnung sein? Der ebenfalls aus dem Kosovo stammende Wirt soll zurückgeschossen haben. Dem 34-Jährigen und seinen Gästen sei dann die Flucht durch ein Fenster gelungen. Insgesamt 26 Schüsse seien bei der Tat gefallen.

Der älteste Angeklagte soll nicht mit im Lokal gewesen sein. Arben R. habe in der Nähe in seinem Auto gewartet, so die Anklage. Der 40-Jährige soll den mutmaßlichen Mordanschlag auf seinen Landsmann angezettelt haben. Weil der Wirt angeblich für eine Marihuana-Lieferung nicht zahlen wollte – wegen mangelnder Qualität. Laut Anklage soll es um eine „nicht unerhebliche Summe Bargeld“ gegangen sein.

Keiner der sechs mutmaßlichen Rocker hat sich bislang geäußert. Die Ermittler stützen sich vor allem auf Videoaufnahmen aus dem Café und Telefonüberwachungen. Der Wirt ist Nebenkläger im Prozess. Doch ob er aussagen wird, ist offen. 22 weitere Prozesstage bis Juni sind terminiert.

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