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Und weg damit.

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Berlin-Schöneberg: Aktion #Paintback überdeckt Nazi-Schmierereien mit bunten Graffiti

Berliner Graffiti-Künstler wandeln Hakenkreuze und andere Schmierereien in fröhliche Motive um. Einer der Künstler kommt aus Schöneberg.

Mit ein paar Sprühdosen und ein wenig Kreativität wird aus Hass ganz schnell Spaß: Berliner Graffiti-Künstler wandeln Hakenkreuze und andere Schmierereien in fröhliche Motive um. Unter dem Logo #Paintback sorgt die lose Gruppierung von Sprühern im Internet für Furore. Die humorvolle Aktion greift schon auf andere Städte über, denn rechte Symbole sind in Deutschland wieder häufiger im öffentlichen Raum anzutreffen.

"Wie antworten wir auf hässliche Botschaften? Mit Liebe und Humor"

"Wir haben lange überlegt: Wie antworten wir auf so hässliche Botschaften? Und dann haben wir gesagt: Wir antworten mit Humor und Liebe", sagt Ibo Omari. Er ist einer der Initiatoren von #Paintback, was so viel heißen soll wie "Wir malen zurück". Der Betreiber eines Farbenladens für Graffiti-Maler im Bezirk Schöneberg ist selbst Sprayer. Auf die Idee des "Zurückmalens" brachte ihn allerdings ein Kunde, der mit Street Art nichts am Hut hatte.

Eines Tages kam ein Mann in Omaris Geschäft und verlangte eine Sprühdose, obwohl er äußerlich überhaupt nicht zur Sprüher-Szene passte. "Ich habe ihn also gefragt, was er damit vorhat und er sagte mir, dass er ein Hakenkreuz übermalen möchte, das er gerade auf einem Spielplatz entdeckt hat." Der Deutsch-Libanese Omari versammelte daraufhin Freunde und Jugendliche aus dem Kiez, um etwas gegen die Hass-Schmierereien zu unternehmen.

War was?
War was?

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"Das letzte Mal hatte ich Hakenkreuze vor 20 Jahren gesehen. Das war eine neue, unschöne Entwicklung", sagt der 37-Jährige. Es scheint, als ob im Zuge der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 und der seitdem gewachsenen Ablehnung von Migranten auch extrem rechtes Gedankengut wieder sichtbarer wird.

Manchmal melden sich Anwohner

Dabei passt Rassenhass so gar nicht zu Omaris buntem Heimatbezirk, wo Menschen mit Wurzeln in diversen Ländern leben. Genauso wenig, wie rechtes Gedankengut mit der Sprüher-Szene vereinbar ist: "Diese Kultur hat uns positiv geprägt. Sie gibt jungen Menschen die Möglichkeit, sich kreativ ausdrücken - so dass sie nicht auf der Straße landen", sagt Omari. Der Szeneveteran beschloss, sich gegen den Missbrauch der multikulturellen Sprüher-Kultur zu wehren.

Fortan bestärkte Omari Jugendliche darin, selbst gegen die Hassbotschaften vorzugehen. "Wir haben eher niedliche und freche Motive gewählt, die meisten kommen von Jugendlichen", sagt Omari. So könnten auch Sprüher ohne Erfahrung die Bilder nachmalen.

Die Motive sind vielfältig: Die Hakenkreuze werden zu bunten Eulen, schrägen Mücken, Zauberwürfeln oder verschwinden in Szenerien wie einer Katze auf einem Fensterbrett, einem tanzenden Ägypter oder einem Hasen, der die Zunge rausstreckt. "Ideen zu finden, ist nicht schwer", sagt der 17-jährige #Paintback-Sprüher Klemens Reichelt. Ihm gefällt die Aktion, weil er findet, dass Hakenkreuze in einer weltoffenen Stadt wie Berlin "nichts zu suchen haben."

Im Internet stoßen die Bilder und Videos von #Paintback auf großes Interesse. Sie wurden hunderttausende Male angeklickt, und auch ausländische Medien berichteten über die Straßenkünstler und ihren Feldzug gegen den Hass. Die über soziale Medien verbreitete Kampagne inspiriert Aktivisten an anderen Orten dazu, selbst aktiv zu werden.

Einmal pro Woche ziehen Omari und seine Mitstreiter los und suchen nach rechten Schmierereien. Manchmal melden sich Anwohner bei Omari, wenn sie etwas entdeckt haben. Seit Beginn der Aktion im Frühjahr 2016 sind die Hakenkreuze in der Umgebung weniger geworden. Omari sagt: "Es kommt nicht mehr so oft vor, aber jedes einzelne Hakenkreuz ist eines zu viel." (AFP)

Oceane Laze

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