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Berlin: Alkoholverbot für Jugendliche unter 18 Jahren?

Ach Gottchen, das ist sie wieder, die furchtbar-faule Theoretiker-Analyse: Nein, nein, ein Alkoholverbot bringe doch gar nichts, das sei viel mehr eine – Hey, nicht einschlafen! – „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“.

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Ach Gottchen, das ist sie wieder, die furchtbar-faule Theoretiker-Analyse: Nein, nein, ein Alkoholverbot bringe doch gar nichts, das sei viel mehr eine – Hey, nicht einschlafen! – „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Eltern und Lehrer seien gefragt, jawoll: Gute Erziehung!

Gähn.

Aber gut, fangen wir gleich mal an: Also, ihr Kinder, Alkohol ist voll doof, macht dick, man kann auch ohne irre viel Spaß haben und … wie, das zieht nicht? Genau, das schreckt überhaupt nicht ab. Erziehung ist das eine, das andere sind Grenzen. Die nennt man auch Gesetze, und die schafft der Staat. Und warum gibt es eigentlich jenes Gesetz, das besagt: Bist du 18, darfst du dir Obstler en masse in den Rachen kippen – bist du 16, musst du bei Bier und Wein bleiben. Das Resultat ist am Ende dasselbe – egal, ob man nun mit 18 Jahren sieben Schnäpse oder mit 16 Jahren sieben Bier getrunken hat. Mit Logik hat das nicht sehr viel zu tun.

Was Jugendliche heimlich machen, ist das eine. Wer allerdings gerade 16 Jahre alt geworden ist, sollte nicht auch noch das Recht besitzen, sich offiziell die Birne vollhauen zu dürfen. Es ist zumutbar, darauf zwei Jahre zu warten.

Verbote sind keine Lösung. Auch den 16-Jährigen hätte ein Alkoholverbot nicht vor dem Koma gerettet. Denn der Junge hat sich nicht mit Sekt, sondern mit Tequila betrunken. Und der ist schon jetzt erst ab 18 Jahren erlaubt. Verbote klingen nach harter Hand, entlarven aber nur die Hilflosigkeit der Erwachsenen. Alkohol ist in Deutschland eine gesellschaftlich anerkannte Droge. Warum sollten Jugendliche auf der Suche nach Orientierung, Spaß und Coolness anders handeln als ihre Eltern? Sie testen ihre Grenzen auf Flatratepartys, die Eltern trinken ein Feierabendbier. Zudem hat der Reiz des Verbotenen seine eigene Dynamik. Besonders Jugendliche fühlen sich davon angezogen und finden immer einen Weg, an Bier und Schnaps zu kommen. Gegen ein Verbot spricht auch, dass selbst Erwachsene sich wie Unmündige benehmen, wenn der Staat Alkoholkonsum strenger kontrolliert. Wer schon mal britische Touristen außer Rand und Band erlebt hat, weiß dass sich auch Dreißigjährige plötzlich wieder wie unreife Teenager verhalten können. Alkohol ist keine Lösung, doch Gesetze werden Jugendliche davon nicht überzeugen. River Tucker

André Görke

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