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Berlin: Alles nur Fassade: Schöne Häuser stehen leer PRÄLAT SCHÖNEBERG HAUS CUMBERLAND ZIGARETTENFABRIK

Für manche Immobilien ist einfach kein Käufer zu finden. Und bei anderen warten die Eigentümer auf steigende Preise

Zugegeben, sagen die Stadträte, so eine Brache reißt eine Lücke ins Stadtbild. Sie müllt oft zu, muss zuweilen mit hässlichen Zäunen umgeben werden – tut aber ansonsten niemandem wirklich weh. Deutliche Worte hingegen finden die Kommunalpolitiker, wenn es um leer stehende Häuser geht, die in der Innenstadt langsam verfallen: Ein Schandfleck, heißt es. Ein Jammer, ein Skandal. „Solche Gebäude können einen verheerenden Effekt auf die Nachbarschaft ausüben“, sagt Charlottenburgs Baustadtrat KlausDieter Gröhler. Denn bereits mit den ersten eingeschlagenen Scheiben drohe die Gefahr der Verslumung.

Es existieren weder Schätzungen noch Statistiken darüber, wie viele Häuser und Fabriken in der Stadt leer stehen. Aber eine Stichprobe ergibt: Es gibt sie in jedem Bezirk, und zwar mehrfach. Zu den prominentesten, weil auch ältesten Beispielen gehört sicherlich der Prälat Schöneberg, einst als „Ballhaus der armen Leute“ bekannt. Seit 1987 steht das denkmalgeschützte Gebäude leer, vor einem Jahr hat das Bezirksamt eine „Instandsetzungsanordnung“ erlassen. Geschätzte Kosten: 1,5 Millionen Euro. „Der Prälat bleibt ein Ärgernis, aber mehr können wir nicht machen“, sagt Baustadtrat Gerhard Lawrentz. Offenbar wolle der Prälat-Eigentümer, die Unternehmensgruppe Franke, nicht verkaufen, bevor die Immobilienpreise wieder steigen.

Maroden Charme verbreiten die verwaisten Industriegebäude in Pankow, wie beispielsweise die alte Brauerei am Eschengraben oder die Zigarettenfabrik an der Hadlichstraße. 1906 hatte Josef Garbàty-Rosenthal, ein Deutscher jüdischen Glaubens, die Zigarettenfabrik gegründet. Seit 1990 ruht die Produktion: Bretterberge stapeln sich auf dem Gelände, die Treppen sind zugewuchert, viele Scheiben zerschlagen. Auch der letzte Eigentümer der Fabrik hat sich finanziell überhoben. Dafür gilt die Fabrik bei der Pankower Jugend als bevorzugter Ort für geheime Techno-Partys.

In Charlottenburg sucht man seit Jahren für das „Haus Cumberland“ am Kurfürstendamm und für das ehemalige Kammergericht in der Witzlebenstraße nach neuen Nutzern. Vergeblich, wie auch beim ehemaligen Gesundheitsministerium nahe dem Alexanderplatz. Noch gilt der Bestandsschutz für das heruntergekommene Haus, doch die bröckelnde Fassade zeigt Wirkung: „Der Anblick stimmt uns sehr verhandlungsbereit“, heißt es im Rathaus. Der verrottete „Palast der Republik“ hat vermutlich auch seinen Anteil daran. kf

Tanz im Prälat: In den Nachkriegsjahren (hier ein Foto von 1955) gehörte das Haus an der Hauptstraße ins feste Veranstaltungsprogramm der Stadt. Der Prälat wurde für Bälle, bunte Abende, Musikveranstaltungen und kleine Kongresse gebucht. Seit 26 Jahren steht das Haus leer und verfällt. „Ein Ärgernis“, heißt es im Bezirksamt. Fotos: Ullstein, Lehmann

Die Edel-Immobilie am Kurfürstendamm war bislang unverkäuflich. Sie ist ein wunder Punkt in der West-City. Nach dem Auszug der Finanzbehörden sollte aus dem pompösen Gebäude ein Luxushotel werden, doch die Pläne des Investors zerschlugen sich. Vorstellungen, aus dem ehemaligen Apartmenthaus ein Hotel zu machen, gehen bis in die achtziger Jahre zurück. Foto: Peters

Einen maroden Charme verbreitet die Zigarettenfabrik an der Pankower Hadlichstraße. Seit 13 Jahren ruht hier die Produktion, das Areal ist verfallen, Scheiben sind eingeschlagen.Die Zukunft des Geländes, das Pankower Jugendliche gern für geheime Techno-Partys nutzen, ist weiterhin ungewiss. Die einstige Zigarettenfabrik war 1906 von Josef Garbàty-Rosenthal gegründet worden.Foto: Kai-Uwe Heinrich

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