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Berlin: Als Fürst Jaxa vor Albrecht dem Bären die Fliege machte

Initiative will Schildhorn mit seinem Denkmal als lohnendes Ausflugsziel neu beleben

Stefan Krappweis geht mit großen Schritten voraus – ein Ziel vor Augen, das nur noch wenige Berliner haben. „Schildhorn“, sagt er, „ist ein vergessener Ort.“ Es ist ruhig auf der Halbinsel. Zu ruhig. Schließlich war die Landzunge an der Havelchaussee früher eines der beliebtesten Ausflugsziele der Stadt. Heute ist Schildhorn heruntergekommen und verwildert. Deshalb will der 48-jährige Charlottenburger einen Verein zur Erhaltung und Pflege Schildhorns gründen. Ein kleiner Volkspark schwebt ihm vor.

Auf den Wegen liegen Äste herum. Am Ufer stapelt sich der angespülte Müll aus der Havel. Der Spielplatz ist verlassen. Drumherum ein verrosteter, windschiefer Zaun. Ein merkwürdiger Kontrast zur Aprilidylle. Die Sonne strahlt, der Himmel über der Havel ist wolkenlos, die Vögel zwitschern.

Stefan Krappweis wählt den Weg zum Denkmal, das am höchsten Punkt der Halbinsel steht. Rechts und links des Weges führen steile Holztreppen zum Ufer hinab. Sie sind morsch und ohne Geländer. Hinweise zum Denkmal fehlen, am Monument selbst gibt es keinerlei Erklärungen. Etwa 14 Meter ragt die Sandsteinsäule auf mit einem Kreuz an der Spitze. Auf halber Höhe hängt ein steinernes Schild, das an die Schildhornsage erinnern soll.

Sie erzählt von einem Wendepunkt der märkischen Geschichte. Auf Schildhorn endete der Kampf zwischen Albrecht dem Bären und dem Slawenfürst Jaxa von Köpenick im Jahr 1157 friedlich. In der Sage heißt es, dass sich Jaxa mit seinem Pferd auf der Flucht vor Albrecht dem Bären am gegenüberliegenden Ufer bei Gatow in die Havel rettete und davonschwamm. Da sein Pferd unter seiner Last und der schweren Rüstung zu ertrinken drohte, flehte Jaxa den Gott der Christen an – und erreichte gerade noch das Ufer von Schildhorn. Als Zeichen seiner Dankbarkeit hinterließ Jaxa sein Schild und Horn an einer Eiche auf der Halbinsel und schwor dem Christengott Treue.

Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. ließ das Denkmal 1844 von Friedrich August Stüler errichten. Ein Bild des Berliner Malers Eduard Gaertner von 1848 zeigt, wie frei es damals auf dem Hügel der Halbinsel stand. Heute wird es von Bäumen überragt. Selbst von diesem höchsten Punkt ist die Havel nicht mehr zu sehen.

Der Stadt- und Regionalplaner Krappweis spaziert an freien Tagen gern in den Grunewald. Mit dem Verein will er nun Schildhorn wieder attraktiv machen. Den Weg zum Denkmal ausbessern, der Säule eine Inschrift geben – das sind seine ersten Ziele. Auf dem Platz am Monument sollen Bänke aufgestellt und Sträucher entfernt werden, um den Blick auf die Havel zu öffnen. „Schildhorn hat Potenzial“, sagt er und dreht den Slogan des Regierenden Bürgermeisters um: „Berlin ist arm, aber hier ganz bestimmt noch nicht sexy.“ Dabei zeigt er auf die verkommene Badestelle an der Spitze der Halbinsel. „Eigentlich ein idyllisches Fleckchen.“ Das werde sich zu einem Geheimtipp für Familien entwickeln, wenn sein Projekt erst mal in Gang komme.

Dazu will Krappweis nach Ostern schnellstmöglich den Verein gründen und ehrenamtliche Helfer gewinnen. Einen erfahrenen Unterstützer hat er schon gefunden. Der einstige Baustadtrat von Tiergarten, Horst Porath (SPD), steht ihm zur Seite. Jährlich wollen sie künftig ein Jaxa-Fest feiern mit einem Wettschwimmen von Gatow nach Schildhorn, das an die Sage erinnert. „Der Sieger darf dann am Denkmal ins Horn blasen“, sagt Krappweis lachend und geht mit vielen neuen Ideen davon.

Kontakt www.schildhornpark.de oder Telefonnummer 881 55 11

Mareike Manigel

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