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Berlin: An der Spree wächst die Stadt zusammen

Viele Projekte, kleine Schritte: Auf der Kreuzberger Seite wird ein „Balkon“ über dem Fluss errichtet

Was für Hamburg die „Hafencity“ , ist für Berlin das Friedrichshain-Kreuzberger Spreeufer. Eines der innerstädtischen Gebiete in bester Wasserlage – mit Brachland und den größten Entwicklungschancen. Die Aussichten für eine markante Uferkulisse sind glänzend. Die Investorengemeinschaft „mediaspree“ zeigt eindrucksvolle Simulationen. Noch aber sind die meisten Projekte, vor allem in Kreuzberg, in der Planung. Doch an kleinen Schritten fehlt es nicht. So wird jetzt mit dem Bau des „Spreebalkons“ Brommystraße begonnen, einer Aussichtsplattform, 28 Quadratmeter über dem Fluss. Die Stahlkonstruktion am Ende der Brommystraße, 3,50 Meter über der Spree und insgesamt (mit Landfläche) rund 100 Quadratmeter groß, soll innerhalb der nächsten zwei Monate errichtet werden und voraussichtlich zwei Jahre stehen. Sie ist die Vorstufe der geplanten Brommybrücke,deren mögliche Nutzung für den Fahrzeugverkehr schon heute umstritten ist. Wegen der Teilung war die im Krieg zerstörte Brücke nicht wieder aufgebaut worden. Die Kreuzberger Straße, nach einem Admiral benannt, endete als Sackgasse vor der Mauer, zwischen der Spedition Zapf und der Alten Heeresbäckerei.

Die Uferkante und die Spree gehörten zu Ost-Berlin. Symbolisch bauten gestern die Stadtentwicklungsenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und der Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) ein paar (neuere) Mauersteine ab.

Schulz sprach von einem „Schlüsselprojekt des Stadtumbaus“ und Anstoß für eine geplante durchgängige Uferpromenade von der Schillingbrücke bis zur Lohmühleninsel. Bis dahin muss noch mit Betrieben und Grundstückseigentümern verhandelt werden. Die Senatorin meinte, mit dem Spreebalkon werde das Kreuzberger Spreeufer ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Beim Bau der Brücke werde der 82 000 Euro teure Balkon, entworfen vom Büro Herwarth + Holz, entfernt und an anderer Stelle im Ufergebiet als „Botschafter“ weiterer Entwicklungsschritte wiedererrichtet.

Rund 100 Hektar Kreuzberger Spreeufer waren Ende 2005 in das Programm „Stadtumbau West“ aufgenommen worden. Bislang erhielt der Bezirk 3,7 Millionen Euro, insgesamt sollen es imFünfjahreszeitraum 10 Millionen Euro sein, hinzu kommen Gelder für Brücken. Investiert wird etwa in Kaianlagen am Gröbenufer oder in die Beleuchtung am Schlesischen Tor. Auch die „verträgliche“ Verlagerung von Betrieben gehört dazu.

Der Bezirksbürgermeister sagte, Verkehrsgutachter hätten vorgeschlagen, die geplante Brücke auch für den Fahrzeugverkehr zu öffnen, er sehe aber den allergrößten Bedarf für Fahrradfahrer und Fußgänger. Für den örtlichen Verkehr sei die Verbindung nicht zwingend. Darüber müsse nun öffentlich diskutiert werden. Eine Anwohnerinitiative wies gestern auf die am anderen Ufer heranwachsende O2-Arena und den drohenden Fahrzeugverkehr durch den Wrangelkiez hin und will die „Autobrücke“ verhindern.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, vertreten durch das Stadtumbaumanagement (Herwarth + Holz), lädt heute, 17 Uhr, im Kato, U-Bahnhof Schlesisches Tor, zur Diskussion über das Quartier Kreuzberg – Spreeufer ein. Dabei geht es auch um den Brückenbau.

Christian van Lessen

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