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Berlin: Annes Baby

Kleine Geschichten von oder über Menschen, die auf den Arzt warten, die erzählen wir jeden Montag. Heute: bei der Kinderwunschsprechstunde in Spandau.

Kleine Geschichten von oder über Menschen, die auf den Arzt warten, die erzählen wir jeden Montag. Heute: bei der Kinderwunschsprechstunde in Spandau.

Die Babys sind fast schon alle weg, die Mütter sind mit ihnen nach Hause gegangen. Man soll ihnen nicht begegnen, wenn man zur Kinderwunschsprechstunde kommt, hat die Ärztin gesagt. Das mache sie traurig, die Möchtensogern-Eltern. Und deshalb ist die Kinderwunschsprechstunde hier immer abends.

Es gibt mehrere Termine monatlich für Menschen, die rauskriegen wollen, wie sie vielleicht doch ein Kind kriegen können, und für Anne ist das schon der dritte. Anne ist heute alleine da, weil ihr Mann nicht kann, und man könnte denken, sie sei ein bisschen froh. „Meinen Mann trifft es schwer, dass es schon so lange nicht klappt mit dem Kind“, sagt sie. Sie finde ja, das Leben sei auch so okay… Anne streicht sich das hellblonde Haar aus dem müden Gesicht, der Job ist stressig gerade. Und jetzt noch dies hier. Die Termine sind nicht schön, sagt Anne. Diese Vielleichts. Vielleicht liegt’s daran. Oder hieran. Eine Chromosomenanalyse haben sie woanders schon machen lassen, eine Untersuchung seines Samens schon ganz am Anfang, eine Hormonanalyse bei ihr auch und eine Ultraschalluntersuchung der Eileiter. Anne sei ein schwieriger Fall, hat ein Arzt mal gemeint. Das mache den eigenen Körper irgendwie zum Feind, sagt Anne. Das Handy klingelt. Annes Mann. Er schaffe es doch zum Termin, gleich sei er da, unbedingt warten. „Okay, Schatz“, sagt Anne matt. Sie legt auf und sagt „Achje.“

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