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Ärger mit der Hausverwaltung, fehlende Handwerker: Wenn Berliner Mieter gegen Wände laufen
Warteschleifen, Hinhaltemanöver, abgetauchte Handwerker: Bis Berliner Mietern bei Wohnungsproblemen geholfen wird, vergehen oft Monate. Und eine Besserung ist nicht in Sicht, meint unser Autor.

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Der Berliner Mieter hat zwei Probleme: Die Suche nach einer geeigneten Wohnung – und den Ärger mit der Verwaltung, wenn er sie gefunden hat. Immer häufiger sind untätige oder kaum ansprechbare Verwaltungsfirmen ein zentraler Schmerzfaktor im Alltag.
Die Älteren werden sich erinnern: Es gab mal sogenannte Hausmeister, die kleine Probleme sofort lösen konnten und andernfalls jemanden wussten, der das umgehend tat. Das gilt heute als zu teuer, und deshalb ist die Hilfe bei Schäden an Wohnungen längst ausgelagert an Verwaltungen, die sie wiederum an Service-Firmen weitergeben, die dann keinen Handwerker finden – oder den falschen schicken.
Grundsätzlich ist nichts Verwerfliches daran, dass Hausbesitzer viel Geld einnehmen und wenig ausgeben wollen. Nur muss natürlich die „Mietsache“ in vertragsgemäßem Zustand gehalten werden, und da hapert es zunehmend. Wer, sagen wir, eine feuchte Wand zu beklagen hat, der wird in aller Regel eine Telefonnummer wählen, in Warteschleifen verharren und bestenfalls endlich mit jemandem verbunden werden.
Der aber natürlich selbst keine Ahnung hat. „Ja, ich geb das mal weiter“ ist dann das günstigste denkbare Ergebnis. „Wir melden uns.“ In diesem Fall ahnt der naive Mieter: Hier muss ein Dachdecker her. Doch wer nach zwei Monaten, bestenfalls, kommt, ist ein Maler, der erwartungsgemäß feststellt, dass die Wand zu feucht ist – auf Wiedersehen in etwa einem Monat! Dann ist die Wand immer noch feucht, und als nächstes kommt komischerweise ein Heizungsbauer, der schauen soll, ob es an unterdimensionierten Heizkörpern liegt.
Der vermutet dann aber, dass die Fenster undicht sind, woraufhin wenige Monate später ein Fensterbauer kommt, der professionell Aufmaß nimmt und abtaucht. Währenddessen regnet es weiter in die Wohnung, der Schimmel blüht, und der Mieter droht mit Mietminderung. Weitere zwei Monate später erscheint dann – wenn alles optimal läuft – der Dachdecker.
Und das ist schon eine Geschichte aus der besten gegenwärtig verfügbaren Welt. Denn häufig genug passiert auch überhaupt nichts, weil das Haus zum Beispiel einer Briefkastenfirma in Luxemburg gehört, der es völlig wumpe ist, ob die Mieter frieren oder Schimmelpilze einatmen.
Manchmal sind so viele Wohnungen gleichzeitig betroffen, dass die Mieter sich zu einer Demo formieren, es erscheint die Presse. Möglicherweise sieht sich die Verwaltung (oder Baugesellschaft) nun zu einer Erklärung des Inhalts gezwungen, man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung und bedauere die Problemlage. Oder auch nicht.
Wo sind die Handwerker?
Klar: Es gibt Hausbesitzer und Verwaltungen, die immer ansprechbar sind und sich umgehend kümmern. Aber gefühlt werden es immer weniger. Und mindestens so ärgerlich wie die häufige Untätigkeit ist schon die Verweigerung vernünftiger Kommunikation durch überlastete Call-Center und inkompetente Sachbearbeiter.
Auch die beste Verwaltung hat ein Problem, und das sind die Handwerker. Wo sind die? Wer die Fernsehberichte über die idiotischen Kugelbombenexplosionen verfolgt hat, der wird eventuell fasziniert bemerkt haben, dass da schon am nächsten Tag Glasereien erste Hilfe leisteten. Wie ist das möglich? In Berlin?
Normal ist hier, dass auf Hilferufe an fünf Handwerker durchschnittlich eine Antwort kommt: Man möge ein Foto mailen, „dann schaut der Chef sich das mal an und meldet sich, aber nicht vor übernächster Woche“. Zu Deutsch: Vergessen Sie’s. Der Chef meldet sich nie. „Ghosting“ heißt so etwas heute, und Handwerker beherrschen es mindestens so gut wie Verwaltungen.
Gibt es eine Lösung? Natürlich nicht. Wenn sich alle Beteiligten nur mal darauf einlassen würden, offen und lösungsorientiert miteinander zu reden, wäre viel geholfen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die geplagten Mieter künftig nicht mehr von überforderten Menschen hingehalten werden, sondern von künstlich intelligenten Chatbots. Was keinen Unterschied machen wird.
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