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Newcomer Ahmad Al-Dali.

© Photo: Georg Moritz

Meine Woche (123): Armut

Der Syrer Ahmad Al-Dali, 26,ist seit Mai 2015 in Berlin. Hier erzählt er,wie ihm die Stadt begegnet.

Ahmad, wie war Ihre Woche?

Ich habe mir ein Hochbett gebaut. Jetzt habe ich mehr Platz in meinem Zimmer und es sieht viel ordentlicher aus.

Sie sind ja ein handwerkliches Talent.
Freunde haben schon vorgeschlagen, ob ich nicht Tischler werden will. Aber ich mache das lieber ein bisschen nebenbei. Außerdem habe ich nun vom Jobcenter das Okay für die Umschulung. Im Herbst geht es endlich los. Ein sehr beruhigendes Gefühl.

Haben Sie die Diskussion um den Politiker Jens Spahn und Hartz IV mitbekommen?
Er sagte, wer Hartz IV beziehe, sei nicht arm, oder? Für mich reicht es. Aber ich lebe in einer Wohngemeinschaft, wir kochen zusammen, teilen uns Ausgaben. Und am Ende vom Monat bleibt kein Geld übrig. Also bin ich schon arm. Wenn ich alleine leben würde, müsste ich sicher auf noch mehr verzichten. Jens Spahn kann ja mal einen Monat versuchen, von dem Geld zu leben, das wir zur Verfügung haben.

Wie finden Sie denn das deutsche Sozialsystem?
Es ist fair. Jeder kann Unterstützung bekommen. Schwierig wird es nur, wenn man nicht genau versteht, wie man sich registrieren muss. Je weiter man den Anschluss verliert, desto schwerer wird es, zurück in das System zu kommen. Aber besser als Syrien ist es allemal.

Wie ist es in Syrien?
Armut in Syrien kann man nicht mit den westlichen Ländern vergleichen. Eine soziale Sicherung gibt es nicht. Als ich noch dort lebte, war es allerdings leichter, einen Job zu finden, zum Beispiel als Handwerker. Man brauchte keine jahrelangen Ausbildungen. Vor dem Krieg hatten nur wenige Menschen keinen Job – zumindest unter den Männern. Viele Frauen blieben zu Hause.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Armut heißt auf Arabisch Faqr.

Die Fragen stellte Helena Wittlich.

Ahmad Al-Dali

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