
Krebserregender Baustoff in Schulgebäude: Asbest bei Abriss von Schule gefunden
In Mitte lagen Dutzende Säcke mit giftiger Teerpappe auf einer Baustelle – teils nicht versiegelt. Die Anwohner sollen nicht informiert worden sein.
Beim Abriss der Grundschule in der Adalbertstraße 53 in Mitte haben Bauarbeiter Teerpappe mit dem gesundheitsgefährdenden Stoff Asbest entdeckt. Das bestätigte Mittes Stadtrat für Schule Carsten Spallek (CDU) auf Anfrage. Der Abbau des mutmaßlich krebserregenden Stoffes sei nach den „technischen Regeln für Gefahrstoffe“ erfolgt. Die Anwohner wurden über den Fund nicht informiert, hatten aber einen Verdacht. Zurzeit ruht die Baustelle, obwohl ein Teil des Gebäudes noch nicht abgerissen ist.
Nicht der erste Fund in Berlin
Die in den 1960er und 70er Jahren verbaute Brandschutzfaser Asbest wird mit fortschreitendem Alter der Bauten zu einem der großen Gesundheits- und Kostenrisiken für Berlin und seine Unternehmen. Zuletzt wurde der Stoff in der Wilmersdorfer „Schlange“ gefunden, dem 1700 Wohnungen großen Block der landeseigenen Degewo, außerdem in privatisierten staatlichen GSW-Wohnungen, die nun für teures Geld von der landeseigenen Gewobag zurückgekauft werden.
Nun der Fund in der Grundschule in Mitte. Während der Hamburger Senat nach einem ähnlichen Asbestfund in einem Schulzentrum systematisch alle Schulbauten ähnlicher Bauweise auf den hochgiftigen Stoff untersuchen will, ist in Berlin von einer solchen Bestandsaufnahme nichts zu hören.
Auch trugen den Anwohnern zufolge die Bauleute die Schule in der Adalbertstraße nicht mit Bagger und Abrissbirne ab, sondern klopften über Wochen Teile der Fassade herunter, ohne Schutzkleidung zu tragen. Zudem standen auf dem Schulhof Dutzende Säcke mit Baustoffen, teils notdürftig oder gar nicht versiegelt. Eine Anwohnerin hatte deshalb Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel angeschrieben, wartet aber bis heute auf eine Antwort.
Grundstück soll „vollständig lastenfrei“ übergeben werden
Schulstadtrat Spallek zitiert das für den Abriss und Baumaßnahmen beauftragte Umweltbüro so: „Bei dem Material in den Säcken mit Asbest-Kennzeichnung handelt es sich um Estrich mit Anhaftung von Teerpappe. Diese Teerpappe hat einen Asbestgehalt von 0,004 Prozent. Trotz des geringen Asbestgehaltes wurde von der Senatsverwaltung das Material als asbesthaltig eingestuft.“
Es habe „Schutzmaßnahmen wie Schutzanzug, Atemschutz, Schleusen, raumlufttechnische Anlagen“ gegeben. Auf jeder Etage seien jeweils fünf Raumluftmessungen nach durchgeführt worden. Bei keiner der Messungen seien Asbestfasern nachgewiesen worden. Weiter heißt es, „die Asbestsanierung im Kellergeschoss steht noch bevor“ und werde „demnächst ausgeführt“.
Auf den Abriss des Altbaus soll ein Neubau folgen. Bauherrin ist Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Sie hatte im Juli in einem Schreiben festgelegt, dass das neue Schulgebäude „zum Schuljahr 2022/23“ übergeben werden soll. Planer seien schon beauftragt worden. An der Adalbertstraße soll einer der vom Senat entwickelten „standortunabhängigen Typen-Entwürfe“ entstehen. Die eigentlichen „Bauleistungen“ sollen im September kommenden Jahres an einen Generalunternehmer vergeben werden. Das Grundstück solle rechtzeitig „bereits vollständig lastenfrei übergeben werden können“.