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Berlin: Aus dem Gericht: Ein Gefühl, geil wie Rambo

Ein wenig stolz ist Valentin K. schon.

Ein wenig stolz ist Valentin K. schon. Trotz seiner fast 81 Lebensjahre wehrte er sich, als ein junger Mann sein Auto stehlen wollte. "Ich schloss meine Hand ganz fest und gab die Schlüssel nicht her." Aber er hätte den Kampf mit dem Leben bezahlen können, denn der Gangster zog eine Schreckschusspistole. Aus unmittelbarer Nähe soll Marko M. mehrmals auf den Kopf des Rentners geschossen haben. Seit gestern muss sich der 23-Jährige wegen versuchten Raubmordes vor Gericht verantworten.

Marko M. gab den Überfall vor Gericht in einer kurzen Erklärung zu. Zu seinem Motiv aber schwieg er. Im Ermittlungsverfahren war es anders. "Ich weiß, dass man mit einer Schreckschusspistole einen Menschen umbringen kann", sagte er damals. "Ich wollte nur die Autoschlüssel, was soll ich machen, wenn er sie mir nicht gibt." Aus der Haft schrieb er dann an einen Freund: "Auf einen Menschen zu schießen, ist ein geiles Gefühl, du fühlst dich wie Rambo".

Mit zwei Schreckschusspistolen und einem Schlagring bewaffnet hatte sich Marko M. am Vormittag des 18. Juli vergangenen Jahres in seiner Heimatstadt Angermünde in den Zug gesetzt. Er wollte am Abend in eine Diskothek gehen, zuvor aber ein Auto für den Rückweg "organisieren". In der Gubitzer Straße in Prenzlauer Berg sah er, wie Valentin K. zu seinem Opel Astra ging, schrie "Schlüssel her" und griff den Rentner an. Als der 80-Jährige die Autoschlüssel nicht herausgab, zog der Angeklagte eine seiner täuschend echt aussehenden Pistolen. "Ich schob ihn zurück, glaubte, mich so schützen zu können", berichtete der hochbetagte Zeuge vor Gericht. Dann seien Schüsse gefallen. "Ich lag nun am Boden, spürte, wie jemand auf mir herumtrampelte." Beamte aus dem nahegelegenen Hauptzollamt waren auf das Geschehen aufmerksam geworden und nahmen den Täter fest. Valentin K. kam mit einer blutenden Stirnverletzung und zahlreichen Prellungen ins Krankenhaus.

Der bereits achtmal vorbestrafte Marko M. blieb bei der Aussage des Zeugen regungslos, obwohl der rüstige Rentner sogar nach Erklärungen für das Verhalten des Angeklagten zu suchen schien. "Der junge Mann muss eine völlig schiefe Entwicklung gehabt haben, er tut mir leid", sagte er am Rande des Prozesses. Er würde sich aber nicht noch einmal so gegen einen Räuber wehren. "Es war eigentlich dumm von mir, ein Auto ist zu ersetzen", sagte der Rentner und seine vier Jahre jüngere Ehefrau Margit nickte nur. Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt.

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