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Babylone Aline beim Green Award: Wo Gäste zu tough sind, um blöde Fragen zu beantworten
Technologien für eine bessere Welt – und ein volleres Konto. Aline von Drateln war zu Gast bei dem Green Award in Berlin, bei dem nicht nur Klamotten wiederverwendet wurden.
Stand:
Seit 100 Jahren präsentieren Menschen im Messezentrum Berlin Innovationen für eine bessere Zukunft. Und damit meinen sie meistens die finanzielle. Höher, schneller, weiter ist das Ziel, mit dem wir Deutschland reich gemacht und unseren Planeten erfolgreich heruntergewirtschaftet haben. Noch ist die letzte Messe zwar nicht gelesen. Wenn’s so weitergeht, irgendwann aber doch.
Diese Woche fand in Berlin das GreenTech Festival statt. Vor 18 Jahren von Rennfahrer Nico Rosberg und Marco Voigt gegründet, um Menschen zusammenzubringen, die neue Technologien für nicht weniger als eine bessere Welt vorstellen.
Und weil Erfindungen nicht nur erfunden, sondern auch herumerzählt werden müssen, lud Co-Founderin Alexia Osswald am Dienstagabend zum „Green Award“ im Palais am Funkturm ein. Einem „seated Dinner“ mit 240 Gästen, die, bevor sie sich setzten, über einen roten Teppich liefen, der natürlich grün und recycelt war. Die Klatschpresse aber trotzdem zuverlässig anlockte, denn die hält auf Dekolletés drauf, egal ob sie aus Silikon sind oder kompostierbar.

© Robert Schlesinger
Franziska Knuppe, Marie von den Benken und Annabelle Mandeng engagieren sich schon lange nicht nur mit körperlichem Einsatz für dieses Event. Wie Nina Eichinger und Eva Padberg gehörte in diesem Jahr auch GNTM-Teilnehmerin Betty Taube zur Jury. Die erzählte den Reportern, das Thema „Klimaschutz“ sei für sie zwar noch „sehr neu“, aber „sehr interessant“. Nicht neu im Thema, aber neu hier dabei war auch Noah Becker, der sich indiskrete Fragen von mir gefallen ließ („Mein Anzug ist noch von meinem Vater.“) und sowieso überraschend nett ist, obwohl er jeden Grund hätte, nie wieder ein Wort mit der deutschen Presse zu sprechen.

© Robert Schlesinger
Transformationsforscherin Maja Göpel ist zu tough, um auf dem Teppich blöde Fragen zu beantworten. Denn sie gibt der Welt ja schon genug kluge Antworten, die keiner hören mag, auf Fragen, die kaum jemand stellt, wie sie einst eindrucksvoll dem RBB-Moderator Jörg Tadeusz deutlich machen musste. Während der Show sitzt sie gegenüber der Frau, die den Abend später noch heftiger rocken sollte als der Music-Act, der ebenfalls nachhaltig war: die Jeremy Days, die nach 24 Jahren Bandpause wieder on Tour sind.

© CHRISTOPH WEHRER
Nachdem die ersten zwei Preise in den Kategorien „Energie und Infrastruktur „ (Gewinner: 1Komma5Grad) durch Laudatorin Dorothee Bär (CDU) und „Mobilität und Transport“ (Gewinner: DeepDrive) durch Influenzerin Luca Vasta vergeben wurden, kommt Göpels Tischdame Katja Riemann auf die Bühne.
Die Schauspielerin hält eine zehnminütige Rede, wie sie eigentlich die Aufgabe von Politikerinnen und Influencerinnen der Welt sein sollte: Selbst anklagend. Schonungslos. Mutmachend.

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„Ganz ohne Angst wurde menschliche Hegemonie über die Klugheit der Natur gesetzt und künstliche Intelligenz erfunden, statt die Intelligenz der Natur zu begreifen. Jetzt haben wir den Salat“, stellt sie fest. 70 Milliarden Tiere würden jedes Jahr getötet, um des Menschen Fleischeslust zu stillen. „Stellen Sie sich mal vor, sie würden nicht mehr gegessen werden. Die Schweine, die intelligenter sind als unsere Haustiere“, sinniert sie laut.
„Stellen Sie sich vor, wir würden uns weigern, diese Art der Massenproduktion zu konsumieren. Wenn niemand mehr bei McDonalds isst, kann McDonalds nach Hause gehen“, macht sie deutlich, wo die Macht tatsächlich ist: bei jedem Einzelnen uns. Nicht bei den sogenannten Global Playern. Sind die doch davon abhängig, dass wir uns für sie entscheiden. Ihr Vorschlag? „In Verbindung zueinander treten. Verbindung ist die Prävention für Hass. Denn Hass wirkt zerstörend. Und Evolution entstand immer durch Kooperation.“

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Riemanns Rede ist ein wütendes Upcycling aus „Imagine“ von John Lennon und Obamas „Yes, we can“. Von der sich auch Torsten Albig beeindruckt zeigen muss. „Wenn selbst ein globaler Gigant wie Philip Morris es schafft, umzudenken“, sagt der Geschäftsführer External Affairs des ehemaligen Tabak-Riesen, der mittlerweile auf E-Zigaretten setzt und dieses Jahr erstmals das GreenTech Festival sponsort, „dann kann das jeder schaffen. Völlig egal, ob wir danach fragen, wie wir uns bewegen, wie wir heizen, was wir essen. All das komplett neu zu denken.“
Dem Planeten ist das hier alles egal. Er braucht uns nicht. Draußen geht die Sonne unter. Drinnen steigt die Stimmung. Und der Geräuschpegel. Fack ju, Global Players. Heul lauter, Chantal.
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