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Berlin: Bebauungspläne: Anarcho-Idylle neben dem Luxushotel

Auf einer der bekanntesten Brachen der Stadt, am Kunsthaus Tacheles an der Oranienburger Straße in Mitte, sollen Wohn- und Gewerbehöfe mit Restaurants und Geschäften, zwei neue Plätze, noble Wohngebäude und ein Hotel entstehen. Die nur wenige hundert Meter entfernten Hackeschen Höfe und die alten Friedrichstadtpassagen, die ursprünglich auf der rund zwei Hektar großen Brache standen, sind Vorbilder für das so genannte Johannisviertel, das die Fundusgruppe an dieser Stelle plant.

Auf einer der bekanntesten Brachen der Stadt, am Kunsthaus Tacheles an der Oranienburger Straße in Mitte, sollen Wohn- und Gewerbehöfe mit Restaurants und Geschäften, zwei neue Plätze, noble Wohngebäude und ein Hotel entstehen. Die nur wenige hundert Meter entfernten Hackeschen Höfe und die alten Friedrichstadtpassagen, die ursprünglich auf der rund zwei Hektar großen Brache standen, sind Vorbilder für das so genannte Johannisviertel, das die Fundusgruppe an dieser Stelle plant.

Fundus stellte das städtebauliche Konzept, das Grundlage eines Bebauungsplans für das Areal sein soll, am Montagabend im Stadtplanungsausschuss von Mitte vor. Dort gab es Kritik an der Höhe einzelner Gebäudeteile, die laut der Planung die Berliner Traufhöhe überragen würden. Zudem wurde bemängelt, dass der Wohnanteil von etwa 25 Prozent zu niedrig sei. "Der Entwurf geht in die richtige Richtung, an einigen Stellen ist er zu massiv", sagte Ausschussmitglied Christoph Schnauß (CDU). Fundus will für das Projekt über 500 Millionen Mark ausgeben. Vorgabe war, das Tacheles in die Bebauung zu integrieren.

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Unterschiedliche Vorstellungen zwischen dem Kulturzentrum und der planenden Johannishof-Projektentwicklung GmbH gibt es um die weltbekannte, offene Rückseite des Kulturzentrums und den "Skulpturengarten", der sich derzeit noch auf der Brachfläche befindet. Die US-Architekten Andres Duany und Elisabeth Plater-Zyberk planen an der Stelle einen etwa 1000 Quadratmeter großen Hof. Das Haus, das ihn umschließt, sollte ursprünglich an das Tacheles angrenzen. Nach Angaben von Projektleiter Karl-Heinz Maschmeier von der Johannishof GmbH ist diese bereit, auf einen Teil des Gebäudes zu verzichten. "Einige Meter wurden zurückgenommen. Die Bebauung gegenüber des Tacheles steht noch", kritisierte der mit dem Verein verbundene Architekt Carsten Joost. Er hat 1998 eigene Pläne gezeichnet, die den von Touristen geschätzten Blick auf die offene Rückwand frei lassen. Nach langen Auseinandersetzungen zwischen dem ehemals besetzten Tacheles, dem Bund, dem das Gebäude früher gehörte, und dem Käufer Fundus unterzeichneten die Fundusgruppe und der Künstler-Verein 1998 einen Mietvertrag über zehn Jahre.

Das Tacheles zahlt monatlich eine symbolische Miete von einer Mark. Fundus lässt das Haus seit vergangenem Sommer instand setzen - der anarchistische Hausbesetzer-Charme der Nachwendezeit soll nach dem Willen des Vereins erhalten bleiben. Nach Angaben Maschmeiers werden die Arbeiten im März abgeschlossen.

Nach den neuen Plänen liegen im Johannisviertel zwei kleine "Stadtplätze" mit Geschäften und Cafés. Neu anzulegende Straßen verbänden sie mit der Oranienburger und der Johannisstraße. Der Duany-Zyberk-Entwurf sieht über der Hofdurchfahrt an der Friedrichstraße und auf einem Wohnblock an der Johannisstraße bis zu 40 Meter hohe "Türmchen" vor, in denen Penthäuser liegen sollen. An der östlichen Seite des Viertels soll demnach ein Luxushotel entstehen. Teile des Architekturmodells erinnern an das New Yorker Flatiron-Building an der Fifth Avenue und an das Beresford-Apartmenthaus an der Upper West-Side. Es handle sich hier nur um "Arbeitsbegriffe", sagte Maschmeier. Es seien städtebauliche, keine verbindlichen architektonischen Entwürfe.

Die Ideen kritisierte im Ausschuss vor allem der frühere Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS). Über die Architektur noch nicht äußern wollte sich seine Nachfolgerin Dorothee Dubrau (Grüne). Sie hatte ebenfalls Bedenken gegen "die Höhenentwicklung". Die Anzahl der Wohnungen in den Plänen müssten außerdem "fast verdoppelt werden", sagte sie.

Auf dem Areal hatte der kaiserliche Baurat Franz Ahrens 1909 die Friedrichstadtpassagen errichten lassen. 1928 zog die AEG in den Komplex. Anfang der 80er Jahre wurden große Teile der Passagen abgerissen. Das Tacheles ist der letzte davon erhaltene Teil.

Tobias Arbinger

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