Berlin: Bei Anruf Mord
Seinen neuen Thriller hat Radiomacher Sebastian Fitzek im Ambiente eines Berliner Senders angesiedelt
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Kilometerlange Staus, Absperrungen rund um den Potsdamer Platz, Sondereinsatzkommandos und ein Psychopath, der sich mit Geiseln im Radiosender 101Punkt5 verschanzt hat. Jeder kann diesen Albtraum im Radio verfolgen, jeden kann es treffen. Es ist ein makabres Spiel: Der Geiselnehmer ruft eine wildfremde Person an. Sagt die nicht eine bestimmte Parole, wird eine Geisel erschossen. Seine Forderung ist absurd: Er will seine Verlobte sehen. Doch die ist seit ein paar Monaten tot.
Kriminalpsychologin Ira Samin übernimmt die Verhandlungen mit Jan May, dem Geiselnehmer. Diese ausweglose Lage fügt sich ein in ihre eigene persönliche Situation. Just am Tag der Geiselnahme hatte sie ihren Selbstmord geplant: Zu schwer lasten die Schuldgefühle nach dem Selbstmord ihrer Tochter auf der alkoholkranken Frau. Durch ihre Gespräche mit dem Geiselnehmer nehmen die Hintergründe des Todes ihrer Tochter immer schärfere Konturen an. Doch was hat der Geiselnehmer damit zu tun? Was weiß dieser Jan May, der als Psychologe gearbeitet hat?
Buchautor Sebastian Fitzek beschreibt in „Amok Spiel“ die Charaktere und die emotionalen Konflikte seiner beiden Hauptpersonen sehr pointiert, ohne den Leser mit psychologischen Ausschweifungen zu langweilen. Um die Kriminalpsychologin und den Geiselnehmer hat er einen spannenden Plot entwickelt, der von organisiertem Verbrechen, Verrätern und von der Liebe handelt. Es ist ihm gelungen, die Spannung nicht nur über kurze Passagen, sondern über das gesamte Buch aufrechtzuerhalten. Er legt falsche Fährten, überrascht den Leser mit unvorhergesehenen Wendungen und wechselt von beobachtenden Schilderungen zu rasanten Actionszenen. Auch wenn die Fantasie gegen Ende des Buches etwas mit dem Autor durchgeht.
Dass sich Sebastian Fitzek als Schauplatz seines zweiten Buchs ausgerechnet einen Radiosender einfallen ließ, ist kein Zufall: Hauptberuflich ist der 36-Jährige stellvertretender Programmdirektor beim privaten Radiosender 104.6 RTL. Auch bei 104.6 werden mit „Cash Call“-Geldspielen die Hörer an den Sender gebunden. „Dass aber jemand auf die Idee kommen könnte, ein Radioquiz wie im Buch zu pervertieren, um etwas zu erpressen, hoffe ich nicht“, sagt Fitzek.
Der Berliner schreibt Bücher als Hobby. Und er ist damit sehr erfolgreich: Mit seinem ersten Psychothriller „Die Therapie“ landete Fitzek im vergangenen Jahr einen Treffer. Innerhalb von zehn Tagen eroberte er die Bestsellerlisten und überholte erfolgreiche Autoren wie Dan Brown oder Hape Kerkeling. Sein neuester Psychothriller dürfte Krimifreunde auch wieder begeistern. Und Fitzek verrät, dass er schon an seinem dritten Buch schreibt.
— Sebastian Fitzek: Amok Spiel. Knaur Verlag, München. 416 Seiten, 7,95 Euro.
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