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Wir sind liquide. Der neue Wasserspielplatz ist zwar keine Plantsche, aber trotzdem schön. Die Kinder stürzten sich direkt ins Vergnügen. Flüssiger als erwartet ist auch der Tierpark selbst: Eben noch vor der Pleite, schreibt er jetzt schwarze Zahlen.

©  Mike Wolff

Berlin-Friedrichsfelde: Mehr Besucher und neue Attraktionen im Tierpark

Tierpark- und Zoo-Direktor Andreas Knieriem eröffnet Wasserspielplatz und „Fabelwald“. Sein Betrieb schreibt neuerdings schwarze Zahlen.

Von Fatina Keilani

Es ist gegen 10 Uhr morgens an diesem Donnerstag – und schon staut es sich vor dem Eingang des Tierparks in Friedrichsfelde: Die Einlasskontrolleure nehmen Ticket um Ticket entgegen, Kinder und Eltern studieren den Lageplan des größten Landschaftstierparks Europas. Der ist jetzt um zwei Attraktionen reicher: Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem eröffnete am Donnerstag zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Zoo Berlin AG, Frank Bruckmann, den modernisierten Wasserspielplatz und einen „Fabelwald“. Mit dabei war auch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD). Der kann sich mit Knieriem freuen: Völlig unerwartet meldet der Tierpark zum ersten Mal seit 2008 ein positives Betriebsergebnis. Schwarze Zahlen also! 2015 kamen mehr Besucher, der Verkauf von Jahreskarten stieg um elf Prozent. Als Knieriem seinen Job im April 2014 antrat, stand der Tierpark vor der Pleite.

Dort tut sich eine Menge - und im Zoologischen Garten ebenfalls. Zu Beginn der Sommerferien wurden im Zoo der erneuerte Löwentor-Eingang und der Streichelzoo „Hans im Glück“ eröffnet, nun sind es im Tierpark „Fabelwald“ und Wasserspielplatz. Auf dem Gelände der früheren, denkmalgeschützten Plansche hatte es seit 1994 nur noch Badevergnügen für Enten gegeben. Nun wurde das 4000 Quadratmeter große Areal unter dem Motto „Ein Tag am Meer“ mit Wasserdüsen bestückt – nebst großem Spielplatz mit Rutsche, Trampolin und Co.

Der „Fabelwald“ neben dem vor Kurzem neu eröffneten Restaurant Patagona ist dagegen ein Neubau. Auch hier gibt es Spiel- und Kletterelemente in einer mystisch anmutenden Waldlandschaft, die im Herbst noch um ein Netz-Klettergerüst erweitert wird. Im Juni war schon das für 2,3 Millionen Euro umgebaute Haus der Vögel eingeweiht worden, das mit 3417 Quadratmetern das größte Europas ist. Diesen Bau hatte Knieriem allerdings scharf kritisiert – er wurde noch unter seinem Vorgänger geplant.

Die Zukunft der Schuttberge ist noch ungewiss

Und es geht weiter. Auf dem Exklaven-Gelände des Zoos am Landwehrkanal entsteht ein Elefantenfreigelände. Über eine App sind seit wenigen Tagen Informationen über die Tiere abrufbar. Knieriem hat zudem wie berichtet große Pläne für den Tierpark. Hier sollen die Besucherwege saniert und das denkmalgeschützte Alfred-Brehm-Haus im Herbst umgebaut werden. Auch will der Direktor die Tiere nach ihrem Vorkommen auf der Erde geographisch neu anordnen, so dass Besucher praktisch eine Weltreise machen können. Dafür soll auch eine 15 Meter hohe künstliche „Himalaya“-Gebirgslandschaft als Kulisse für Vögel und Bergtiere gebaut werden. Dieser Plan ermöglicht es dem Tierparkchef womöglich, eines seiner Hauptprobleme elegant zu lösen.

Denn als er, aus München kommend, seinen Job antrat, fand er 55 000 Kubikmeter illegal entsorgten Bauschutt vor. Die gigantischen Schuttberge sind schadstoffbelastet, können aber wahrscheinlich in dem Himalaya verbaut werden. Ein Entsorgungskonzept für die sogenannten Haufwerke muss der Tierpark nach mehreren Verzögerungen bis zum 16. September vorlegen, wie der Senat mitteilte. Gegen Knieriems Vorgänger Bernhard Blaszkiewitz und zwei weitere Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft. An sich müsste die Baufirma S. das Material korrekt entsorgen, doch rechnet niemand damit, dass dies auch geschieht. Sie war dazu zwar verurteilt worden, hat aber Berufung eingelegt. Das Verfahren läuft noch. Sollte es bei der Verurteilung bleiben, so wird die Firma wahrscheinlich Insolvenz anmelden, vermutet die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling. Das sei der übliche Trick.

Insgesamt will Knieriem im Rahmen des „Ziel- und Entwicklungsplans“ des Tierparks 92 Millionen Euro bis 2030 verbauen. Das Geld kommt aus verschiedensten Töpfen. Das Brehm-Haus wird mit Landes- und Lottomitteln saniert. Beim Verwaltungsgebäude kommen die drei Millionen Euro für die energetische Sanierung aus Bundesmitteln. Das Parlament bewilligte 2014 quasi als Antrittsgeschenk fünf Millionen Euro für schnelle Verbesserungen. Davon bezahlte der Tierparkchef das Wegeleitsystem, die elektrische Bimmelbahn, Spielelemente, Bepflanzungen und auch Wasserspielplatz und „Fabelwald“.

Der Senat stellte in den Doppelhaushalt 2016/2017 die Summe von 15 Millionen Euro ein, Fördermittel in gleicher Höhe kommen jeweils für Zoo und Tierpark aus der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), einem Bund-Länder-Topf. Den zahlreichen Bau- und Modernisierungsvorhaben des Tierparks stehen fertige Neubauten und renovierte Anlagen gegenüber. Beim Thema Tierpark herrscht auch kein Wahlkampf. Sowohl die Grüne Hämmerling als auch der CDU-Fachpolitiker Alexander Herrmann loben Knieriems Arbeit.

Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Fassung des Artikels waren einige Projekte von Zoo und Tierpark nicht korrekt der jeweiligen Einrichtung zugeordnet worden. Wir bitten, die dadurch entstandene Verwirrung zu entschuldigen!

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