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Hauptstadtfluss: Berlin kauft Spreewasser in Sachsen

Der Spree geht das Frischwasser aus. Der Nachschub reicht nicht aus für eine gute Wasserqualität. Ein Drittel der in der Spree lebenden Tierarten ist bereits verschwunden.

Der Spree geht das Frischwasser aus – mit drastischen Folgen für Berlin. Im Umweltausschuss des Parlaments stellten Experten dem Fluss gestern eine trübe Prognose aus: Der erwünschte Zufluss von acht Kubikmetern Frischwasser pro Sekunde sei selbst im Rekord-Regenjahr 2007 nicht immer zu schaffen gewesen, berichtete Matthias Freude, der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes. Er sehe zumindest in den Sommern „keine Chance“, diesen Wert zu halten. Das liege auch daran, dass die in der Lausitz entstehenden Tagebau-Seen nicht als Vorratsspeicher genutzt werden könnten, weil sie sich in den früheren Kohlegruben stark mit Sulfat anreicherten. „Manche dieser Seen sind saurer als Haushaltsessig“, weil die Konzentration dieses Schwefelsäure-Salzes im Wasser so hoch sei. Etwa ein Drittel der in der Spree lebenden Tierarten ist nach Auskunft von Freude in den vergangenen Jahren bereits verschwunden. Und klar wie ein Badesee wird die Spree in Berlin nach Meinung von Experten nie werden.

Weil das Frischwasser für die Wasserqualität in der Stadt dringend gebraucht wird, verhandelt das Land nach Auskunft der Umweltverwaltung mit der sächsischen Talsperrenverwaltung über Nachschub. „Das wird uns auch Geld kosten“, sagte Abteilungsleiter Wolfgang Bergfelder. Er sieht den Pilotversuch „Spree 2011“ höchst skeptisch, mit dem der Ingenieur Ralf Steeg das in der Stadt praktisch stehende Gewässer reinigen will: In Pontons will Steeg das Gemisch aus Regen- und Abwasser auffangen und zwischenlagern, das bisher bei starken Regengüssen aus der Kanalisation oft überläuft und ungeklärt in den Fluss strömt. „Das ist noch nicht gebaut, geschweige denn ausprobiert“, sagte Bergfelder.

1000 Kubikmeter soll Steegs Pilot-Ponton fassen, der ab Mai 2009 am Osthafen in der Spree verankert werden soll. Die Wasserbetriebe (BWB) unterstützen das Projekt, haben aber ebenfalls Bedenken. Insgesamt würden 310000 Kubikmeter Speicherraum für die Brühe gebraucht, sage BWB-Vorstandschef Jörg Simon. Die Hälfte habe man bereits geschaffen – etwa durch Wehre im Abwassernetz. obs

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