Berlin: Berlin tut Gutes und schweigt
Senat ruft zu drei Gedenkminuten für Flutopfer auf. Hilfsprojekt mit Partnerstadt Jakarta geplant
Busse und Bahnen werden anhalten. In Büros, Banken und Schulen soll Ruhe einkehren. Die Kirchen laden zu Sondergottesdiensten ein. Drei Minuten lang wird an diesem Mittwochmittag um zwölf Uhr das öffentliche Leben in der Stadt stillstehen, zumindest an einigen Orten. Viele Berliner gedenken heute, wie zur gleichen Zeit auch die Bewohner anderer europäischer Städte, mit Schweigeminuten der zahllosen Opfer der Flutkatastrophe. Die offiziellen Vertreter der Stadt unterstützen die Initiative der EURatspräsidentschaft. Parlamentspräsident Walter Momper forderte die Berliner auf, „sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten an dem Gedenken zu beteiligen.“ Auch die Landesregierung unterstützt die Geste, sagte Senatssprecher Michael Donnermeyer.
Viele Berliner zeigten bereits in den vergangenen Tagen große Anteilnahme. Privatleute und Unternehmen spendeten Zehntausende Euro für die Flutopfer (siehe Text rechts). Auch die Landesregierung denkt inzwischen über eigene Hilfsangebote nach. Senatssprecher Donnermeyer kündigte an, dass Berlin sich über seine Städtepartnerschaft mit der indonesischen Hauptstadt Jakarta mit einem eigenen Projekt engagieren könnte. Das hänge davon ab, welche Rolle die Bundesregierung Städten und Bundesländern bei der Hilfe zuteilt. Dies soll am heutigen Mittwoch entschieden werden. Sollte es spezielle Berliner Hilfsprojekte geben, bietet sich der Indonesien-Experte Generalstaatsanwalt Dieter Neumann als Koordinator an (Text unten). Auch einige Bezirke denken über Hilfsprojekte und Partnerschaften nach.
Im Katastrophengebiet werden aus Berlin inzwischen mindestens 60 Menschen vermisst, darunter drei Kinder. Die Polizei bittet Rückkehrer und Angehörige weiterhin, sich unter der Telefonnummer 695 799 199 zwischen 8 und 16 Uhr zu melden. Alleine am Montag meldeten sich 50 Berliner, die aus Thailand oder Sri Lanka heimkehrten. Den Tod von Berlinern in der Katastrophen-Region konnte die Polizei bislang nicht bestätigen.
Für die Schweigeminute wird die BVG um Punkt zwölf sämtliche U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse für drei Minuten anhalten – möglichst in Haltestellen „und nicht mitten auf Kreuzungen“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Auch auf den Flughäfen wird für kurze Zeit alle Arbeit ruhen. Bei der S-Bahn soll die Schweigezeit nur eine Minute dauern. Die Deutsche Bahn will ebenfalls eine Gedenkminute in ihren Zügen abhalten – sofern diese um zwölf Uhr in einem Bahnhof stehen. Sogar in manchen Kinos soll kurz Ruhe einkehren. Die Cineplex-Gruppe will die Filme, die um diese Zeit auf dem Programm stehen, etwas später anlaufen lassen. Tsp
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