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Schokoladen vor dem Aus: Berliner Lesebühnen bitten Bürger um Hilfe

Am 22. Februar soll der Schokoladen geräumt werden. In der Szene rumort es. Die Berliner Lesebühnen haben sich jetzt mit einem ironischen Offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt. Das ist der Brief im Wortlaut.

Berliner Lesebühnen fordern: Schokoladen schließen! Klappt die Bürgersteige hoch! Der Letzte macht das Licht aus!
Seit 1989 sind in Berlin Dutzende von Lesebühnen entstanden: Ensembles von Autorinnen und Autoren, die in Kneipen und Clubs ihre neuen Geschichten vorlesen. Berlin schmückt sich gern mit diesen Veranstaltungen, die jedes Jahr von Tausenden von Berlinern und Touristen besucht werden und die inzwischen etliche namhafte Kabarettisten und Schriftsteller hervorgebracht haben.

Leider interessiert sich die Berliner Politik nicht dafür, was für die Entstehung einer solchen lebendigen Szene notwendig ist: Cafés, in denen die Getränkepreise so niedrig sein können wie der Eintritt. Kneipen, in denen Künstlerinnen und Künstler einfach etwas ausprobieren können, ohne dass es Geld abwerfen muss. Clubs, deren Betreiber sich nicht ständig sorgen müssen, wie sie die grotesken Renditen für die Hausbesitzer erwirtschaften können. Nun soll auch der Schokoladen schließen und von der Polizei geräumt werden.

Ohne Orte wie den Schokoladen wären die Berliner Lesebühnen nie entstanden!
Bis vor wenigen Jahren konnten wir uns leicht trösten, wenn wieder einer dieser Orte schließen musste. Es gab ja noch andere. Das war einmal. Heute gibt es praktisch keine Orte mehr, an denen noch etwas entstehen könnte.
Die östliche Innenstadt nähert sich einem Zustand der Stagnation. Wir können an dieser Stelle nicht ausführlich auf den Prozess der Gentrifizierung eingehen, den wir ohne es zu wollen selbst mit angestoßen haben. Dazu haben sich andere bereits fundierter geäußert, als wir es könnten. Doch wir sehen mit Wut, wie das allgemeine und für alle Bevölkerungsschichten geltende "Recht auf Stadt" immer mehr zum Privileg der Gut- und Besser- und Bestverdiener zu werden droht.

Die Berliner Lesebühnen und ihre Freunde beteiligen sich an den Aktionen zur Rettung des Schokoladens. Und wir bitten alle, die uns kennen, uns dabei zu unterstützen.
-> Kommt zur Demo gegen die Räumung des Schokoladens:
Dienstag 21. Februar, 17.30 Uhr
Klub der Republik, Pappelallee 81
(U-Bhf. Eberswalder Str.)
-> Stellt euch der Räumung in den Weg:
Mittwoch 22. Februar, 8 Uhr
Schokoladen, Ackerstrasse 169
(U-Bhf. Rosenthaler Platz)

Unterzeichner/innen
Einzelpersonen
Ahne, Andreas "Spider" Krenzke, Andreas Gläser, Andreas Jeromin, Andreas Kampa, Andreas Scheffler, Anselm Neft, Bov Bjerg, Clint Lukas, Dan Richter, Daniela Böhle, Elis, Falko Hennig, Felix Jentsch, Frank Sorge, Frédéric Valin, Hans Duschke, Heiko Werning, Hinark Husen, Horst Evers, Ingolf Penderak, Ivo Smolak aka Ivo Lotion, Jacinta Nandi, Jakob Hein, Jochen Schmidt, Judith Hermann, Jürgen Witte, Karsten Krampitz, Kirsten Fuchs, Konrad Endler, Lea Streisand, Lt. Surf, Manfred Maurenbrecher, Martin "Gotti" Gottschild, Micha Ebeling, Paul Bokowski, Robert Naumann, Robert Rescue, Robert Weber, Sarah Bosetti, Sarah Schmidt, Sebastian Krämer, Sven van Thom, Thilo Bock, Tilman Birr, Tobias "Tube" Herre, Udo Tiffert, Uli Hannemann, Volker Strübing, Volker Surmann, Wladimir Kaminer

Lesebühnen
Brauseboys, Chaussee der Enthusiasten, Der Frühschoppen, Kantinenlesen, Liebe statt Drogen, Radio Hochsee, Rakete2000, Reformbühne Heim & Welt, Surfpoeten, Texte im Untergrund, Tiere streicheln Menschen

Berlin, 10. Februar 2012

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