Meine Woche (107): Berliner Mauer

Ahmad, diese Woche war ein wichtiges Datum für die Deutschen, der 9. November, Tag des Mauerfalls. Wie vertraut sind Sie mit der deutschen Geschichte?
Im Integrationskurs haben wir neben den politischen Themen auch über historische Ereignisse gesprochen, die wichtig für Deutschland waren. Viel über den Zweiten Weltkrieg, aber auch über den Mauerfall. Unser Lehrer, 70 Jahre alt, hatte damals schon in Berlin gelebt und uns erzählt, wie dieser besondere Tag für ihn war. Das war eine der coolsten Stunden im Kurs.

Haben Sie denn das Gefühl, dass die deutsche Teilung heute noch eine Rolle spielt?
In der U-Bahn stritten sich zwei Personen letztens heftig über die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen. Und auch in meinem Freundeskreis ist das ab und zu noch ein Thema. Ein Freund war acht Jahre alt, als die Mauer fiel. Er erzählte, wie er zum ersten Mal in den Westen konnte. Er dachte, jetzt kommt er ins Paradies. Und war dann enttäuscht. Denn das Erste, was er damals sah, war ein Baum. Und der sah nun wirklich nicht anders aus.

Hängen die Deutschen zu sehr an ihrer Vergangenheit?

Es ist wichtig, nicht zu vergessen, was geschehen ist. Aber die Leute sollten sich auch dafür interessieren, was gerade auf der Welt passiert. Nicht nur US-Präsident Trump will wieder eine Mauer errichten, an so vielen Orten trennen Mauern Menschen.

Viele flohen damals aus der DDR. Gibt es denn Gemeinsamkeiten zwischen den Flüchtlingen heute und damals?

Die Großmutter eines Freundes hat mir mal von ihrer Flucht berichtet. Eigentlich sollten die Erfahrungen helfen, sich ineinander hineinversetzen zu können. Doch trotzdem haben die Menschen vor allem im Osten die AfD gewählt.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Berliner Mauer, das heißt Jedar brleen.

Die Fragen stellte Helena Wittlich. Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali