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Berlin: Berliner Produzent holt einen Grammy

Der Zahnarzt musste die Instrumente in der Praxis in Paris immer wieder aus der Hand legen. Bei Patient Martin Sauer klingelte ständig das Handy: „Leute, die mir zum Grammy gratulierten.

Der Zahnarzt musste die Instrumente in der Praxis in Paris immer wieder aus der Hand legen. Bei Patient Martin Sauer klingelte ständig das Handy: „Leute, die mir zum Grammy gratulierten.“ Zum Feiern kam der 47-jährige Tonmeister und Produzent aus Berlin gestern kaum. Nach dem Zahnarzt stand die Besprechung in der Pariser Oper an, am Donnerstag geht es nach Arles in Südfrankreich, dann weiter nach Heidelberg. Doch nächste Woche wird Martin Sauer aus Charlottenburg mit den Kollegen im Teldex Studio an der Finckensteinallee in Lichterfelde anstoßen.

Dass er den wichtigsten Preis der Musikbranche nicht wie die Pop-Kollegen in Los Angeles persönlich abholen konnte, bedauert Sauer nicht. „Das Leben als Produzent ist interessant und aufregend genug.“ Vier solcher Trophäen hat er schon zu Hause. Diesmal ist das Interesse der Öffentlichkeit besonders groß. Das liegt auch an der ausgezeichneten Aufnahme, ein Klassiker im wahrsten Sinne des Wortes: „Die Hochzeit des Figaro“. Vierzigmal ist die Mozart-Oper mindestens auf Vinyl und CD gepresst. Doch die Qualität, wie sie die Produktion mit dem Concerto Köln unter der Leitung von René Jacobs mit dem WDR in Köln aufweist, sei einzigartig. „Da wurde nicht einfach mitgeschnitten“, sagt Sauer, sondern liebevoll, detailbewusst und akkurat im Studio aufgezeichnet, in einer neuen CD-Technik, die noch eine Spur besser sei als Dolby-Surround. Die „Nozze di Figaro“ mit historischen Instrumenten weise durch die gute Zusammenarbeit aller eine Intensität und einen „Drive“ auf, wie Musiker sagen, der das alte Werk auf einzigartige Weise neu erklingen lasse.

Martin Sauer hat schon die nächsten Projekte im Blick: Die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern etwa, die der frühere Teldec-Geschäftsführer und jetzt einer der drei Teilhaber der Lichterfelder Teldex Studios gerade plant, oder den Job als Produzent bei der Plattenfirma „Harmonia Mundi France“.

Vielleicht gibt es ja bald einen sechsten Grammy. Der Preis für die Mozartoper kam für Sauer jedenfalls nicht überraschend. „Die Produktion hat schon vorher praktisch alle Preise der Branche bekommen. Da habe ich mit dem Grammy schon gerechnet.“

Annette Kögel

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