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Computerchips kommen in der Regel aus Asien. Ohne sie funktionieren heute viele Geräte nicht mehr.

© IMAGO/Christian Vorhofer

Chinas Chip-Blockade zeigt, wie verletzlich Europa ist: Berlin und Brüssel haben die wirtschaftliche Sicherheit vernachlässigt

Die Pandemie war Warnung genug – doch Europa hat nichts gelernt. Chinas Chip-Stopp zeigt, wie trügerisch die Sicherheitsversprechen sind, meint unser Kolumnist.

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Lege nie alle Eier in einen Korb – eine Binsenweisheit, die jeder Kapitalanleger kennt, die in den Hauptstädten Europas und in den Vorstandsetagen großer Konzerne offenbar in Vergessenheit geraten ist. Nun zeigt sich der Preis dieser Nachlässigkeit: Bei Volkswagen drohen die Bänder stillzustehen, weil es an Standardchips mangelt.

Der Hintergrund: Die niederländische Regierung hat die Kontrolle über den Halbleiterhersteller Nexperia übernommen, der zu einem chinesischen Mutterkonzern gehört. Peking stoppte prompt den Export der betroffenen Chips.

Offenbar sind nicht die richtigen Lehren aus der Pandemie mit all ihren Störungen der globalen Lieferketten gezogen worden. „De-Risking“ klingt zwar gut, doch entsprechende Strategien – sofern sie denn existieren – laufen bislang ins Leere. Man tut sich schwer, gedanklich jene Zeiten hinter sich zu lassen, in denen insbesondere Deutschland zu den größten Profiteuren der sogenannten Friedensdividende zählte.

Eine beunruhigende Lage

Inzwischen hat sich die Lage weiter zugespitzt: Worst-Case-Szenarien werden Realität. China hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mit geradezu gespenstischem Weitblick ein Quasi-Monopol auf sogenannte Seltene Erden gesichert – und setzt diese Machtposition nun gezielt ein.

Zur Einordnung: Diese Metalle sind unverzichtbar für nahezu alle modernen Technologien und damit für unseren Wohlstand und unsere Sicherheit. Dreht Peking tatsächlich den Hahn zu, drohen bei uns buchstäblich die Lichter auszugehen.

Wir müssen dringend aus unserer Lethargie aufwachen. Wunschdenken ist keine Strategie. Weitsicht, diversifizierte Lieferketten und politische Entschlossenheit sind es. Das gilt übrigens nicht nur im Verhältnis zu China, sondern auch gegenüber den USA.

Das Stichwort lautet „Digitale Souveränität“, ein Thema, zu dem der VBKI gerade ein umfassendes Whitepaper vorgelegt hat: Die Cloud wird heute weitgehend von amerikanischen Hyperscalern kontrolliert – und damit auch die Daten von Millionen europäischer Unternehmen. Ist wirklich ein Schelm, wer Böses dabei denkt?

In dieser Kolumne kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die aktuelle politische Lage.

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