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Nachhilfelehrer und Basketballtrainer: Der Berliner Investitionsbank-Chef Hinrich Holm über seine ersten Jobs
Der Vorstandschef der Investitionsbank Berlin hat sein Zahlen-Talent schon früh zu Geld gemacht. Bei seinen Nebenjobs als Schüler hat Hinrich Holm vor allem selbst viel gelernt.
Stand:
Ich war in der Schule ganz gut in Mathe, hatte beim Bundeswettbewerb Mathematik einen Preis gewonnen. Deshalb sprach mich mein Mathelehrer an, ob ich nicht Nachhilfe geben möchte. Das war im Auftrag einer Nachhilfe-Agentur, die das professionell betrieb. Ich bekam dafür zehn Mark die Stunde, die Agentur erhielt 20 Mark. Weil ich zu den Schülern anreisen musste, eine halbe Stunde mit dem Fahrrad – wir wohnten in einer Kleinstadt bei Hannover –, habe ich dann noch fünf Mark für die Anfahrt ausgehandelt.
Bei der Nachhilfe habe ich viele Leute aus der Realschule oder auch Berufsschule kennengelernt, für die ganz andere Mathe-Themen wichtig waren. Erstmal ging es darum, zu verstehen, was sie im Unterricht mitbekommen hatten und was ihnen zum Verständnis noch fehlte.

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Ich musste Rezeptoren entwickeln, wie sie denken und wo sie dabei vielleicht falsch abgebogen waren. Es nutzte ja nichts, ihnen in meiner Sprache zu erklären, wie eine Gleichung idealerweise gelöst werden sollte. Das war eine gute Schule für mich, obwohl ich von Didaktik gar keine Ahnung hatte. Ich musste mich auch vom Anspruch lösen, meine Schüler in Mathematik auf eine Zwei oder Eins zu bringen. Es ging eher darum, Leute, die dabei waren abzurutschen, wieder auf eine solide Drei zu hieven.
Nachhilfe habe ich lange Zeit gegeben, auch nach dem Abitur während meiner Bundeswehr-Zeit. Das Geld habe ich auf mein Sparkonto gebracht. Zwischendurch habe ich in den Sommerferien in einer Fabrik für Autositze in Stadthagen bei Hannover gearbeitet. Ich brauchte Geld für einen Schüleraustausch in Brasilien. An den Job kam ich über einen Nachbarn, der dort arbeitete. Meine Aufgabe war, Verstellhebel für die Sitze im VW-Scirocco zusammenzubauen. Das war Akkordarbeit.
Gelernt habe ich durch die Nachhilfe und später als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, dass es mir liegt zu unterrichten, anderen etwas zu erklären. Das fand ich spannend.
Hinrich Holm, Chef der Investitionsbank Berlin
Die Kollegen, die dort regulär arbeiteten, machten aber eine klare Ansage: „Geh nicht an deine Grenze! Dein Tempo können wir auf Dauer nicht mitgehen.“ Das habe ich eingesehen und die geforderte Stückzahl locker über den Arbeitstag verteilt. Zwei Monate war ich dort, 40 Stunden die Woche wie alle anderen auch. Dafür gab es insgesamt 3600 Mark, eine Menge Geld. Davon habe ich vor allem den teuren Flug nach Brasilien bezahlt.
Im Mathe-Studium von 1986 bis 1991 habe ich dann an meine Nachhilfe-Erfahrung angeknüpft und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Ich habe Übungen geleitet und Klausuren korrigiert. 400 Euro im Monat habe ich verdient, das war die Hälfte meines Studenten-Budgets.
Basketball-Turniere in Paris und Stockholm
Ich habe auch als Basketballtrainer gejobbt, im Rahmen des Uni-Sports, dafür gab es aber nur eine Art Aufwandsentschädigung. Der Lohn war eher, auf Turniere nach Stockholm oder Paris zu fahren. Dort landeten wir auf der Rangliste der besten Teams meistens im unteren Drittel, es ging uns auch gar nicht um den Sieg.
Gelernt habe ich durch die Nachhilfe und später als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, dass es mir liegt zu unterrichten, anderen etwas zu erklären. Das fand ich spannend. Beim Basketball ging es darum, Leute an den Sport heranzuführen, die vorher nichts oder wenig damit zu tun hatten. Ich musste eine Gruppe von 70 Leuten auf drei Spielfeldern in einer Halle dazu bringen, dass alle das Gleiche tun.
Da habe ich gelernt, vor einer großen Gruppe laut zu sprechen, ein Gefühl für einen großen Raum zu entwickeln, klar zu formulieren und die Reaktionen meiner Zuhörer, ihre Körpersprache, zu lesen.
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