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Mein erster Job: Vom Bauernhof in die weite Welt
Barbara Jaeschke hat schon mit 13 in einer Fabrik gejobbt, später in der Hotellerie und Gastronomie ihr erstes Geld verdient. Ein Reiseleiterjob brachte sie auf die Idee, eine Sprachenschule zu gründen.
Stand:
Ich sage immer: „Ich komme vom Hof, das prägt.“ Ich habe früh gelernt, hart zu arbeiten und unabhängig zu sein. Schon als Teenager hatte ich eine Neugier auf die Welt und wollte reisen. Meine Eltern – beide in der Nachkriegszeit eher unfreiwillig auf dem Land gestrandet – haben mich dabei unterstützt. Finanziell musste ich meine Träume aber selbst umsetzen. So hatte ich schon mit 13 Jahren meinen ersten Job in einer Fabrik. Rückblickend mein schlimmster Job, Fließbandarbeit in Schichten für 1,95 D-Mark pro Stunde. Aber ich hatte eigenes Geld, das ich für meinen Traum vom Auslandsschuljahr sparte.
Ich habe früh gelernt, hart zu arbeiten und unabhängig zu sein.
Barbara Jaeschke, Gründerin GLS Sprachenzentrum
Mit 16 Jahren war ich dann eine der Ersten aus meiner Region, die in den 1970er Jahren einen Schulaufenthalt in den USA machten. So habe ich früh gelernt, mich in anderen Kulturen zu bewegen und Sprachen zu lernen, mich anzupassen und in einem fremden Land „auf mich gestellt zu sein“. Das hat meinen weiteren Lebenslauf nachhaltig geprägt.
Lustig war eine Begegnung nach dem Auslandsjahr, als ich in den Sommerferien vor Schulstart im lokalen Supermarkt aushalf. Ich traf dort einen Lehrer meines Gymnasiums, der meiner einjährigen Abwesenheit gegenüber kritisch gewesen war.

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Sein Kommentar, als er mich beim Gemüse einräumen sah: „Na, Fräulein, das passiert halt, wenn man ins Ausland geht – das war es dann wohl mit der Schule.“ Es war mir eine Genugtuung, ihm nach den Ferien wieder im Unterricht gegenüberzusitzen. Damals war der Wert von interkulturellen Erfahrungen einfach noch nicht weit verbreitet.
Mein Studium habe ich mir mit Ferien-Jobs in der Hotellerie finanziert, unter anderem als Kellnerin in Travemünde, und mit einem regelmäßigen Kellner-Job in einer Kneipe. Für mich, als Mädchen vom Dorf, damals ein Blick in die große weite Welt und ein Job mit viel Glamour, der den Grundstein für eine weitere große Leidenschaft gelegt hat: die Hotellerie und Gastronomie. Durch diese Jobs konnte ich weitere Auslandserfahrungen finanzieren, beispielsweise ein Praktikum in Südafrika, Kibbuzaufenthalt in Israel und gemeinsam mit meinem damaligen Freund und heutigen Ehemann einen Roadtrip durch die UdSSR kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.

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Mein vielleicht wichtigster Job: Ich arbeitete als Reiseleiterin für Schülersprachreisen nach England, was letztlich zu der Idee für meine eigene Gründung geführt hat. Mit 28 Jahren als junge Mutter und Uni-Absolventin gründete ich dann das GLS Sprachenzentrum, ein Unternehmen für Sprachreisen und Schulaufenthalte im Ausland, in Verbindung mit einer Sprachenschule.
Am Anfang war es eine One-Woman-Show, ich und meine Typenrad-Schreibmaschine, ebenfalls eine Anschaffung dank meiner Studentenjobs. Heute feiern wir 40. Firmenjubiläum, mittlerweile sind meine beiden Töchter eingestiegen. Ohne meine Jobs seit ich 13 Jahre alt war, wäre ich nicht auf den Weg ins Unternehmertum gestoßen, und ich kann es bis heute nur allen empfehlen. Dieser Weg war nicht immer einfach, aber ich möchte ihn nicht missen und sehe seit meinen ersten Jobs dieselben Attribute, die mich zum Erfolg geführt haben: Harte Arbeit, Durchhaltewillen und vor allem Leidenschaft für das, was ich tue.
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