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Berlin-Weißensee: Beschädigte Abwasserleitungen – Strandbad Weißensee musste erneut schließen

Wegen bei Bauarbeiten beschädigter Leitungen musste das Strandbad Weißensee für zwei Tage schließen. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich bereits im Vorjahr.

Den Tag am See hat sich Nancy Küster bereits in der Straßenbahn ausgemalt: Im kühlen Nass den Alltagssorgen davon schwimmen, entspannt ein Eis essen und bei den Kindern nach jedem Wassergang erneut Sonnencreme auftragen. Gut vorbereitet mit einem prall gefüllten Handwagen, aus dem Schwimmflügel und Sonnenhüte herausragen, steuert sie zielsicher das Strandbad Weißensee an.

Doch der Traum vom entspannten Strandbadbesuch endet für Küster und ihre drei Kinder an der fest verschlossenen Eingangstür, wo bereits andere enttäuschte Gesichter auf das Schild mit dem Hinweis „heute geschlossen“ starren. Schuld sei ein Rohrbruch, klärt eine betrübte Rentnerin die Umstehenden nach einer kurzen Recherche auf ihrem Handy auf.

„Gehen wir jetzt nach Hause?“, fragt Nancy Küsters Sohn mit großen Augen. Seine Mutter ist an diesem heißen Tag offensichtlich überfordert, sich eine Alternative zu überlegen und schüttelt nur müde den Kopf. Sie weiß nur: Ins Schwimmbad kommen sie heute nicht.

Ein böses Déjà-vu

Für Alexander Schüller, der in diesem heißen Sommer täglich etwa 900 Gäste im Strandbad willkommen heißt, ist das eine kleine Katastrophe – und vor allem ein böses Déjà-vu: Bereits im vergangenen Jahr musste er – damals gerade erst 23 Tage als neuer Pächter des Bades im Amt – die Besucher wegschicken. „Der Grund war derselbe“, stellt Schüller konsterniert fest.

In beiden Fällen wurden bei Bauarbeiten an der benachbarten Berliner Allee 173 die Abwasserleitungen beschädigt. Damit war jeweils auch das Strandbad Weißensee von der Kanalisation abgeschnitten. Im vergangenen Jahr musste Schüller den Laden deshalb für zwei Monate dicht machen. „Wir standen kurz vor der Insolvenz“, erinnert sich der 34-Jährige. Es ging nur weiter, weil die Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalts verzichteten.

Über 100.000 Euro Schaden vom letzten Jahr

Die Baufirma, die sich für das Vorhaben „Pure 137“ und die im Zuge dessen entstehenden Luxuswohnungen verantwortlich zeichnet, habe den Schaden nicht finanziert, sagt Schüller. „Wir sind auf den Kosten sitzen geblieben. Bis heute gibt es keine Einigung“. Die Kosten, das sind laut Schuller inklusive der Einnahmeausfälle 100.000 bis 120.000 Euro. Geld, das nun an anderer Stelle fehle: Eigentlich wollte er längst die Anlagen des Bades sanieren. Damit muss Schüller nun auf unbestimmte Zeit warten. „So viel Ärger wegen ein bisschen Rohr“, seufzt er.

Strandbad öffnet am Mittwoch wieder

Zumindest haben Betreiber und Badegäste diesmal augenscheinlich mehr Glück als im vergangenen Jahr. Der Schaden wurde rechtzeitig entdeckt und gemeinsam mit der Berliner Bäderbetrieben konnte Schüller eine Firma ausfindig machen, die den Rohrbruch noch am Dienstag behob. Wer die Kosten dafür übernimmt, sei laut Schüller noch unklar. Aber Nancy Küster und ihre Kinder können nach der Reparatur wieder wie gewohnt ins Wasser eintauchen. Nur die Angst, die bliebe nun, sagt Alexander Schüller: „Ich denke, das kann uns wieder passieren.“

Milena Fritzsche

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