zum Hauptinhalt
Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Brüder des Abou-Chaker-Clans: Betrüger-Duo ergaunert sich ein Mehrfamilienhaus in Berlin

Zwei Brüder aus dem Abou-Chaker-Clan haben Senioren um ihr Haus gebracht. Seit Monaten läuft der Prozess, nächste Woche soll ein Urteil verkündet werden.

Stand:

Es wurde unverfroren getäuscht und betrogen, um hinterrücks an die Immobilie eines Ehepaares zu kommen: Die Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in Friedrichshain waren schockiert, als sie erfuhren, dass sie nicht mehr im Grundbuch standen. Gelöscht, weil sie angeblich verkauft hatten.

Ein dreister Coup, an dem ein vorbestrafter Kaufmann, zwei Brüder aus dem berüchtigten Abou-Chaker-Clan und ein Jurist beteiligt gewesen sein sollen. Nach sechsmonatigem Prozess am Landgericht wurden am Montag die Plädoyers beendet. In einer Woche soll ein Urteil verkündet werden.

Die Staatsanwaltschaft plädierte bereits in der vorigen Woche auf Freiheitsstrafen. Insgesamt sechseinhalb Jahre Gefängnis wurden für Kaufmann Rainer G. gefordert, jeweils vier Jahre und drei Monate gegen die Clan-Brüder sowie gegen den mitangeklagten Rechtsanwalt zwei Jahre auf Bewährung. Auf zum Teil geständige Angaben konnten sich die Ankläger stützen, denn die zwei Männer aus der Abou-Chaker-Familie hatten zuvor überraschend ihr Schweigen gebrochen.

Alles habe mit einem Bekannten begonnen, der geliehenes Geld nicht zurückgezahlt habe, sagten die 35- und 36-Jährigen. Der Mann – ein gesondert verfolgter mutmaßlicher Komplize – habe ihnen 2019 schließlich ein Geschäft vorgeschlagen, wie man an eine Immobilie kommen und Millionen Euro machen könne. Sie hatten es auf das Mehrfamilienhaus eines Paares aus Hamburg abgesehen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Clan-Brüder wird Betrug im besonders schweren Fall vorgeworfen

Die beiden 80-Jährigen sind seit 1994 Eigentümer der Immobilie. Anfang 2020 erhielten sie einen Brief der Feuersozietät. Darin wurde ihnen mitgeteilt, dass die Versicherung für das Haus in Berlin gekündigt worden sei. Sie konnten es nicht fassen. „Wir dachten zuerst, dass es sich um einen Computerfehler handelt“, schilderte Hiltrud S.

Mehr zum Thema Clan-Kriminalität lesen Sie auf Tagesspiegel Plus:

Ihr Mann Johann-Conrad S. rief sofort bei der Versicherung an, um auf den Irrtum hinzuweisen. Doch es war Ernst, laut Anklage ein Betrug im besonders schweren Fall, Urkundenfälschung sowie mittelbare Falschbeurkundung. Die Angeklagten sollen mit weiteren Mittätern agiert und geplant haben, sich das Haus im Wert von mindestens drei Millionen Euro zu verschaffen. Sie hätten es für sechs bis sieben Millionen Euro verkaufen wollen.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Zwischen Mai und November 2019 wurde durch Einreichung gefälschter Dokumente laut Anklage die Übertragung der Immobilie auf eine eigens für den Coup gegründete Firma erwirkt. Die zwei Brüder sollen auch Personen angeheuert haben, die sich mit gefälschten Personalausweisen als angebliche Verkäufer des Anwesens ausgaben. Im Juli 2019 sei ein vermeintlicher Kaufvertrag notariell beurkundet worden.

Verkauf ins Grundbuch eingetragen

Ein unglaubliches Schnäppchen – für nur 250.000 Euro sollte die Immobilie an die GmbH gehen. Der angeklagte Rechtsanwalt (53) soll bei der Beurkundung als vollmachtloser Vertreter der Senioren mitgewirkt haben. Das Grundbuchamt erkannte den Schwindel nicht: Am 6. November 2019 wurde der vermeintliche Verkauf ins Grundbuch eingetragen.

Alles rückgängig zu machen, war für das Ehepaar ein langer und teurer Weg. „Wir bewegen uns im sechsstelligen Bereich“, so das Paar. Eineinhalb Jahre später standen sie wieder im Grundbuch. „Wir haben keine Ahnung, wie man auf unser Haus gekommen ist“, sagten sie im Prozess.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })