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Ein Waschbär auf Nahrungssuche in Berlin.

© Wolfgang Stürzbecher

Wildtiere in der Großstadt: Berlin ist ein Schlaraffenland für Waschbären und Füchse

Ein Biber nagt einen Baum auf der Museumsinsel an. Waschbären laufen durch das Regierungsviertel. Wildtierexperte Derk Ehlert erklärt, wo sie herkommen.

Derk Ehlert ist der Wildtierexperte der Berliner Senatsverwaltung. Im Interview erklärt er, wieso Biber eigentlich nicht auf die Museumsinsel gehören und Berlin ein Schlaraffenland für Füchse und Waschbären ist.

Herr Ehlert, vor ein paar Tagen hat ein Biber auf der Museumsinsel einen Baum angenagt. Wie kommt das Tier dorthin?
Biber schwimmen in Spree und Spreekanal durch die Stadt, die Mühlendammschleuse stellt ein unüberwindbares Hindernis für sie dar. Deshalb gehen die Tiere die Treppe nach oben, dort fressen und rasten sie. Die Museumsinsel ist aber kein gutes Revier. Biber finden nicht genügend Nahrung. Dass sie immer öfter an ungewöhnlichen Orten auftauchen, zeigt, dass mit stadtweit rund 120 Bibern das Maximum erreicht ist.

Was kann man dagegen tun?
Das regelt die Natur von alleine. Die Jungtiere verlassen das Revier ihrer Eltern und suchen sich ein eigenes. Wenn der Platz knapp wird, wandern die Tiere ab oder sie sterben, weil sie nicht mehr genügend Nahrung finden. Zu viel Stress mit Nachbarn und Nahrungsmangel führen dazu, dass Biber weniger Nachwuchs bekommen. Den Biber auf der Museumsinsel werden wir beobachten, ggf. einfangen und auf die andere Seite der Mühlendammschleuse „begleiten“.

Neben Bibern sind häufig Waschbären und Füchse in Berlin zu sehen. Wieso gibt es in der Stadt so viele Wildtiere?
Über 40 Prozent des Landes Berlin sind Grün- oder Wasserflächen. So viel Natur hat kaum eine andere Millionenmetropole. Betrachtet man die Stadt von oben, sieht man die sternförmige Siedlungsstruktur, die Grünflächen führen von außen nach innen.

So kommen Wildtiere bis in die Innenstadt. Hier haben sich Füchse oder Waschbären beispielsweise von Jägern zu Sammlern entwickelt. In der Stadt finden sie Nahrung in Mülltonnen, Hinterhöfen und Restaurants. In der Natur müssen sie Mäuse jagen. In der Stadt setzen sich u.a. Füchse gezielt dorthin, wo Ratten entlanglaufen.

Haben Sie ein Lieblingstier?
Nein, nicht. Das kommt ganz auf den Tag an. In den kommenden zwei Wochen wird der Mauersegler mein Lieblingstier sein, weil die Vögel dann zurück nach Berlin kommen. Auch Waschbären und Füchse sind zu dieser Jahreszeit gut zu beobachten, weil sie gerade Jungtiere haben und deshalb auch tagsüber nach Futter suchen müssen.

[Dieses Interview ist zuerst im Mitte-Newsletter erscheinen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos einmal pro Woche hier: leute.tagesspiegel.de]

Worauf muss ich achten, wenn ich auf ein Wildtier treffe?
Die Ruhe bewahren, ein Foto machen und den Moment genießen. Man sollte sie auf keinen Fall füttern oder berühren. Säugetiere beobachtet man am besten früh morgens oder während der Dämmerung. Zum Beispiel im Tiergarten oder im Treptower Park. Man sollte darauf achten, die Natur dabei nicht zu zertrampeln. Mandarinenten und Kanadagänsen können Sie im Tiergarten von den Parkbänken aus bestaunen.

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