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Seit dem Hundeverbot am Schlachtensee und der Krummen Lanke kommen weniger Hundehalter aus der Stadt. Und die, die dort sind, werden jetzt öfter einmal angepöbelt.

© dpa

Hundeverbot am Berliner Schlachtensee: Jurist bettelt vergeblich um Bußgeldbescheid

Es sind weniger Hunde geworden, die nach dem Hundeverbot noch an der Krummen Lanke und dem Schlachtensee zu sehen sind. Trotzdem schwelt der Konflikt weiter und wird immer kurioser: Das Ordnungsamt verhängt kein Bußgeld. Begründung: Es gibt keine Rechtsgrundlage!

Das Hundeverbot am Schlachtensee und der Krummen Lanke zeigt Wirkung: Seit dem 15. Mai ist es leerer an den Uferwegen und im Auslaufgebiet für Hunde - das ist die Beobachtung vieler Spaziergänger.  Beendet ist  „Der Hundekrieg am Schlachtensee“, wie das Magazin „Bunte“ titelte, allerdings noch nicht. Die Juristen haben nun das Wort.

Der Jurist Lothar Neuhoff, der in Zehlendorf wohnt, hat alles versucht, um gegen das Hundeverbot am Schlachtensee und Krummer Lanke vorzugehen. Mit seiner Hündin Haley, einem Australian Shepherd, lief er am Uferweg des Schlachtensees geradezu in die Arme  von zwei Mitarbeitern des Ordnungsamtes. „Leider bekam ich keinen Bußgeldbescheid, gegen den ich klagen kann,“ erzählt der Jurist, „weil die Ordnungshüter trotz Aufforderung nicht bereit waren, mir einen Bußgeldbescheid zu erteilen. Und zwar, wie mir einer der Beamten im Beisein von acht Polizisten erklärte, weil es dafür keine Rechtsgrundlage gibt.“

Die Hundeampeln sind nicht mehr zu erkennen

Dieses Problem hat auch Gerhard Michael, Rechtsanwalt von Frank Kuehn,  dem Initiator der Initiative „Hunde am Schlachtensee“. Er sagt: „Das Bezirksamt hat auf unseren Widerspruch nicht reagiert und weigert sich weiterhin, die von ihm angenommene Rechtsgrundlage für das Verbot zu benennen.“ Er hat bereits nach Pfingsten seine Anwälte ermächtigt, einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht einzureichen, der sich mit der Feststellung der aufschiebenden Wirkung gegen das Mitführverbot von Hunden auf beiden Seiten des Sees richtet.

Die meisten Holzpflöcke, auf  denen einst ein sitzender Hund auf rotem Untergrund aufgezeichnet war, sind mittlerweile grün übersprüht, die „Hundeampeln“ sind als solche nicht mehr zu erkennen. „Noch nie in meinem Leben bin ich in einer derartig aggressiven Form angepöbelt, beleidigt und beschimpft worden“, schildert Frank Isenbügel seinen Spaziergang am Schlachtensee: „Ich wusste von dem Verbot nichts.“  Der Düsseldorfer ist mit seinem Hund Gianna derzeit in Berlin zu Gast, weil der Hund in der unweit vom See liegenden Tierklinik Düppel operiert wird: „Wie man mir als Bürger der Bundesrepublik verbieten kann, auf einem öffentlichen Waldweg mit meinem Hund einen Spaziergang zu machen, verstehe ich  nicht. Was ist aus Berlin geworden?“ Er berichtet von „Tritte gegen meinen Hund, fotografierende Radfahrer, die mich während des Vorbeifahrens mit Schimpfwörtern bedecken…“, während er sich nun in der Fischerhütte vom Erlebten erholt.

Viele Hundebesitzer Berlins meiden nun aufgrund der aggressiven Stimmung das Auslaufgebiet an den beiden Grunewaldseen, Anwohner berichten: „Der Hunde-Tourismus aus anderen Stadtteilen ist weniger geworden.“  Auf dem Parkplatz zwischen Schlachtensee und Krummer Lanke stehen nur einige Fahrzeuge. „Ich kämpfe dafür, dass wir alle weiter mit unseren Hunden am Schlachtensee spazieren gehen dürfen, ohne beschimpft zu werden“, sagte die Schauspielerin und Schlachtensee-Anwohnerin Andrea Sawatzki  gegenüber „Bunte“. Und auch Frank Kuehn appelliert nun an alle: „Ob Hundehalter oder hundelose Mitbürger – lassen Sie es nicht zu, dass wir Bürger durch fragwürdige Handlungen des Bezirksamtes gegeneinander aufgebracht werden.“

Der Jurist Lothar Neuhoff will nun weiter am See spazieren gehen mit seinem Hund Haley.  Bisher, sagt er, sei er noch nicht angepöbelt worden.

Der Autor lebt mit seiner Familie in Zehlendorf. Der Text erscheint auf Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Debattenportal aus dem Berliner Südwesten.

Ulrich Hansbuer

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