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Abrissarbeiten im Kulturhof in der Koloniestraße 10 in Gesundbrunnen.

© Kolonie10

Streit um Berliner Kulturhof eskaliert: Mann filmt Abrissarbeiten – und wird verletzt

Der bayerische Immobilieninvestor Romeo Uhlmann will auf dem Kulturhof in Gesundbrunnen Mikroapartments errichten. Nun kam es zu Handgreiflichkeiten auf seinem Grundstück.

Stand:

Bei den Abrissarbeiten in der Kolonie10, einem Kulturhof in Gesundbrunnen, ist es zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der ein Mann verletzt wurde. Das bestätigte die Polizei dem Mitte-Newsletter. Einem Bewohner zufolge soll der Eigentümer des Grundstücks, der Immobilieninvestor Romeo Uhlmann, daran beteiligt gewesen sein. Das berichtet die „Berliner Morgenpost“. Die Polizei bestätigt das auf Nachfrage nicht, verneint es aber auch nicht. Das sei Teil der Ermittlungen, heißt es.

Am Freitagvormittag habe ein 31-jähriger Mann die Abrissarbeiten gefilmt. Daraufhin kam es der Polizei zufolge zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und einem 61-Jährigen. Der jüngere Mann sei dabei verletzt worden und habe Hautabschürfungen davongetragen, eine Behandlung habe er abgelehnt. Laut „Morgenpost“ soll Uhlmann den Filmenden angegriffen und ihm die Kamera weggenommen haben. So habe es ein Anwohner beobachtet.

Wie die Polizei dem Tagesspiegel bestätigte, wurden drei Anzeigen erstattet. Wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung gegen den 61-Jährigen. Dieser habe wiederum den jüngeren Mann wegen Hausfriedensbruchs angezeigt. Der Eigentümer des Grundstücks ließ eine Anfrage des Tagesspiegels zu dem Vorfall unbeantwortet.

Auf dem Grundstück in der Koloniestraße 10 in Gesundbrunnen finden seit Anfang Januar Abrissarbeiten statt. Uhlmann will hier Mikroapartments bauen lassen. Seit Jahren befindet er sich deswegen im Streit mit dem Bezirksamt Mitte, das den Abriss bisher aus Gründen des Milieu- und Artenschutzes untersagte. Wie Umweltstadtrat Christopher Schriner (Grüne) dem Mitte-Newsletter sagte, gelte das aber nicht für alle Gebäude.

Die Remise aus der Gründerzeit in der Koloniestraße 10, dahinter stehen bereits Wohnhäuser mit Mikroapartments.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP/Doris Spiekermann-Klaas TSP

Mittlerweile wurden drei leerstehende Garagen und zwei weitere Gebäude im hinteren Teil des Hofes abgerissen. Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) vermutet dahinter eine Verdrängungstaktik des Eigentümers. „Da sollen Tatsachen geschaffen werden“, sagte er dem Tagesspiegel vor einer Woche. Damit es für die Bewohner ungemütlicher werde. Der Eigentümer könne sein Bauvorhaben nach einem Teilabriss nicht direkt umsetzen, dafür stünde die bewohnte Remise im Weg. Den Mietern zufolge funktioniert auch die Heizung in ihren Wohnungen seit einer Woche nicht mehr.

Bevor das Grundstück 2016 verkauft worden war, lebten hier 40 Bewohner, Künstler und Gewerbetreibende. Seit 2018 stehen die anliegenden Garagen, die zuvor als Ateliers und Werkstätten genutzt wurden, leer. Eine Remise aus der Gründerzeit ist noch bewohnt und daher vor einem Abriss geschützt. Ein alternatives Baukonzept des Bezirks, nach dem neue Wohnungen entstehen und der Hof aus der Gründerzeit erhalten bliebe, hatte der Eigentümer abgelehnt.

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