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Berlin: Bezirksfusion: "Probleme wurden unterschätzt" - Verwaltungsexperte Manfred Röber im Interview

Wie haben die Bezirke die Gebietsreform gemanagt?Es gibt typische Übergangsschwierigkeiten, die man auch aus der Privatwirtschaft kennt, wenn zwei bislang selbstständige Organisationen zusammengeführt werden.

Wie haben die Bezirke die Gebietsreform gemanagt?

Es gibt typische Übergangsschwierigkeiten, die man auch aus der Privatwirtschaft kennt, wenn zwei bislang selbstständige Organisationen zusammengeführt werden. Das ist sicher nicht so dramatisch wie bei Daimler und Chrysler, aber es gibt doch einige Turbulenzen. Unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander, und die "ortsfremden" Mitarbeiter müssen sich neuen Spielregeln anpassen.

Wurden die Probleme unterschätzt?

Wenn Gemeinden, die traditionell selbstbewusst sind, "zwangsweise" fusionieren, haben sie meistens Probleme, sich in der neuen Organisationseinheit wiederzufinden. Die Schwierigkeiten, die mit der Bezirksgebietsreform in Berlin verbunden sind, wurden wohl insgesamt unterschätzt. Die Bezirke und der Senat haben sich weder im öffentlichen noch im privaten Bereich Rat eingeholt. Es wurde keine Unternehmensberatung konsultiert und keine wissenschaftliche Begleitung angefordert. Verschärfend kam hinzu, dass parteipolitische Interessen in die Fusionen hineinspielten. Man grub frühzeitig Startlöcher, alte Bastionen sollten gesichert werden.

War wenigstens das Konzept für die Bezirksgebietsreform richtig?

Ich halte diese Reform für wenig sinnvoll. Bei den Gebietsreformen in anderen Bundesländern konnten echte Kostenersparnisse nie nachgewiesen werden. Eine effektive, bürgernahe Verwaltung lässt sich auch nicht an der Zahl der Bezirke bemessen.

Wurde die gesetzliche Übergangsfrist bis zur Fusion ausreichend genutzt?

Wohl nicht. In den letzten Monaten vor der Fusion brach in den Bezirksverwaltungen eine furchtbare Hektik aus. Vorher wurde, so meine persönliche Beobachtung, überwiegend darüber gesprochen: Wer kommt wohin? Wer wird was? Wer ist der Gewinner, wer ist der Verlierer der Fusion?

Wann ist damit zu rechnen, dass die neuen Bezirke voll arbeitsfähig sind?

Die drängendsten Probleme sind in ein bis zwei Jahren zu lösen. Aber die Nachwirkungen der Reform werden noch über die gesamte Wahlperiode zu spüren sein. Auch die versprochene Verlagerung von Aufgaben aus der Haupt- in die Bezirksverwaltung kommt nicht richtig voran. Und mit der flächendeckenden Gründung von Bürgerämtern, die öffentliche Dienstleistungen aus einer Hand anbieten, wurde zu spät begonnen. Die Fusion der Bezirke schafft nicht automatisch kurze Wege, kurze Wartezeiten und kompetente Ansprechpartner.

Wie haben die Bezirke die Gebietsreform gemanagt?

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