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Berlin: BND: Der Geheimdienst zieht ins Zentrum

Noch in diesem Sommer wird der Bundesnachrichtendienst an den Schlossplatz in Mitte ziehen. Wie BND-Sprecherin Lydia Rauscher am Dienstag in Pullach mitteilte, soll eine Unterabteilung "mit höchstens 150 Leuten" ein Seitengebäude des heutigen provisorischen Bundeskanzleramtes und ehemaligen Staatsratsgebäudes nutzen.

Noch in diesem Sommer wird der Bundesnachrichtendienst an den Schlossplatz in Mitte ziehen. Wie BND-Sprecherin Lydia Rauscher am Dienstag in Pullach mitteilte, soll eine Unterabteilung "mit höchstens 150 Leuten" ein Seitengebäude des heutigen provisorischen Bundeskanzleramtes und ehemaligen Staatsratsgebäudes nutzen. Dies sei nur eine Zwischenlösung bis zum endgültigen Umzug der gesamten Abteilung III mit fast 1000 Personen von Pullach nach Berlin. In zwei bis drei Jahren werde die ehemalige Rooseveltkaserne am Lichterfelder Gardeschützenweg nach Um- und Neubauten als Dienstsitz des BND bezugsfertig sein.

Am Schlossplatz werde es keine zusätzlichen Zäune oder andere Schutzeinrichtungen geben, versicherte die Sprecherin. "Wo der Bundeskanzler sicher ist, werden wir auch sicher sein". Schon seit längerer Zeit hatte es die 6000 Mitarbeiter zählende Auslandsaufklärung des Bundes, die dem Kanzleramt unterstellt ist, als Manko empfunden, nur in Pullach vertreten zu sein. "Es muss eine größere Präsenz in Berlin geben", betonte BND-Präsident August Hanning kurz nach der Amtsübernahme im Dezember 1998. Auch schon sein Vorgänger Hansjörg Geiger wollte dringend nach Berlin.

Gerade die Abteilung III, die in regelmäßigen Berichten die Bundesregierung informiert und am meisten gefragt wird, sei auf die Nähe zu Berlin angewiesen. Der Vorschlag, als Zwischenlösung einen hinteren Gebäudeteil im ehemaligen Staatsrat an der Neumannsgasse zwischen Breite- und Brüderstraße zu nutzen, ist nach Angaben des BND vom Kanzleramt gekommen; es bereitet seinen Auszug vor, weil im April das neue Domizil im Spreebogen fertig ist. "Alles ist abgestimmt, wir allein können solche Beschlüsse nicht fassen", heißt es beim BND.

Ursprünglich wollte der Nachrichtendienst mit seiner Abteilung III (es gibt insgesamt fünf) schon in diesem Jahr nach Lichterfelde in die "Gardeschützenkaserne" ziehen, doch bis Ende letzten Jahres wurde der Bau noch vom Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen genutzt, das nach Bonn gezogen ist. Nun richtet man sich darauf ein, 2003 oder gar erst 2004 einziehen zu können. Die Abteilung, die bei ihrer Arbeit auf alle zur Verfügung stehenden "menschlichen und technischen Quellen" zurückgreift, zählt rund 900 Mitarbeiter, wird aber einschließlich der Fahrbereitschaft und anderer Hilfsdienste rund 1000 Stellen in Lichterfelde besetzen. Die Unterabteilung, die schon in wenigen Monaten in Berlins Mitte zieht, gilt als eine der wichtigsten Informationssammelstellen im Bundesnachrichtendienst. Sie beschäftigt sich mit "überregionalen Schwerpunktthemen", etwa mit Erkenntnissen über die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen.

Ein völliger Umzug des BND sei langfristig nicht geplant, sagte Lydia Rauscher. Ursprünglich hatte sich der Dienst darauf vorbereitet, ins ehemalige US-Hauptquartier an der Zehlendorfer Clayallee einzuziehen, wich dann aber Interessen der Freien Universität an dem Gebäudekomplex.

In der gerade berufenenen Schlossplatz-Kommission hatten Pläne für eine (allerdings längerfristige) Ansiedlung des BND wenig Gefallen gefunden. Der Vorsitzende Hannes Swoboda sprach von "himmelschreiendem Unsinn". Der Platz brauche Leben, keinen Nachrichtendienst.

Christian van Lessen

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