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Berlin: Bombenalarm in Kreuzberg

Passant stieß mit dem Kinderwagen gegen ein Paket mit Drähten – es war aber nur eine Attrappe

Die Drähte in dem Paket machten ihn misstrauisch. Der 40jährige Passant – seinen Namen wollte er nicht nennen – ging Dienstagmittag mit seiner eineinhalb Jahre alten Tochter am Planufer/Grimmstraße in Kreuzberg spazieren, als er gegen 12.20 Uhr mit dem Kinderwagen plötzlich gegen ein Paket fuhr. Ohne an eine Gefahr für sich oder seine Tochter zu denken, hob er es neugierig auf, riss sogar die Verpackung an der Seite auf und entdeckte erst dann die blauen Drähte. Sie erinnerten ihn an einen Sprengsatz. Vorsichtig legte er seinen Fund auf einen grauen Telefonverteilerkasten und benachrichtigte die Polizei.

Die Beamten lösten sofort Bombenalarm aus und sperrten den Bereich entlang des Landwehrkanals. Anschließend suchten sie die Umgebung ab. Nur wenige Meter vom Fundort des ersten Pakets lag ein zweites, das ebenfalls wie ein Sprengsatz zurechtgemacht worden war. Es war vor der Tür zu einer Pizzeria abgelegt worden. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Pakete gestern Nachmittag als „sehr gute Attrappen“.

Sprengstoffexperten haben die beiden Pakete zunächst geröntgt und dann aus sicherem Abstand ferngesteuert mit einem so genannten Wassergewehr aufgeschossen. Bei diesem Verfahren wird ein Wasserstrahl mit derartiger Wucht auf das verdächtige Paket abgefeuert, dass es in Fetzen fliegt. Elektronische Verbindungen werden dabei so schnell gekappt, dass ein Zündfunke nicht überspringen kann.

Zum Vorschein kamen Pappe, Papier, eine Filmdose und Batterien. Ganz offensichtlich wollte der Bastler, dass seine Pakete tatsächlich für Sprengsätze gehalten werden. Wer allerdings dahinter stecken könnte, ist auch für den polizeilichen Staatsschutz, der normalerweise bei Sprengstoffanschlägen und Straftaten mit politischem Hintergrund ermittelt, ein Rätsel.

Offenbar waren vor dem Finder zahlreiche Passanten über Stunden hinweg achtlos an den verdächtigen Päckchen vorbeigegangen. Ein Zeuge sagte der Polizei, er habe eines davon schon am Vormittag gegen 10 Uhr gesehen, aber ignoriert.

Für die Anwohner war der Polizeieinsatz ein zweifelhaftes Abenteuer. „Es ist ärgerlich, dass hier alles abgesperrt ist“, sagte ein Passant, der einen großen Umweg laufen musste. Eine Frau meinte dagegen, ihr sei es doch lieber, wenn die Polizei vorsichtig handele, als wenn plötzlich „so ein Ding“ explodiere. Vorstellungen, wer die Attrappen abgelegt haben könnte, haben die Anwohner allerdings auch nicht.weso

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