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Berlin: Buhlen um die Billigflieger

Die Flughafengesellschaft weist Vorwürfe zurück, sie locke Gesellschaften mit Subventionen nach Schönefeld

Auf dem Flughafen Schönefeld haben jetzt die Umbauarbeiten im Abfertigungsgebäude für die Billigfluglinie Easyjet begonnen. Die englische Fluggesellschaft, die im Sommer ihre Flüge aufnimmt, mietet den kompletten Anbau B des Terminals und gestaltet ihn nach eigenen Wünschen um. Hinter den Kulissen geht es dabei um viel mehr als nur um neue Farben: Der Flughafengesellschaft wird unterstellt, das Kommen von Easyjet subventioniert zu haben. Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner dementiert dies entschieden. Der Vertrag sei sogar der EU vorgelegt worden. Beanstandungen habe es nicht gegeben.

Die EU-Kommission hat bereits die irische Billigfluglinie Ryanair im Visier. Zuschüsse in Höhe von jährlich 560 000 Euro, die der Flughafen Straßburg geplant hatte, sind gerichtlich als wettbewerbswidrig eingestuft worden. Solche Zahlungen gebe es in Schönefeld nicht, betonte Meichsner. Fluggesellschaften, die nach Schönefeld kommen, würden in der Anfangszeit lediglich bei der Werbung unterstützt. Ab April sollen die Gebühren, wie berichtet, gesenkt werden – einheitlich für alle Gesellschaften, wie Flughafensprecher Burkhard Kieker sagt.

Die Vertragsmodalitäten mit Easyjet werden aber geheim gehalten. Der ab Tegel fliegende Konkurrent Air Berlin hatte vergeblich gefordert, den Vertrag offen zu legen und mit einer Klage gedroht. Nach Ansicht von Experten gibt es mehrere Möglichkeiten, zumindest indirekte Subventionen zu gewähren. Etwa durch eine Verpflichtung des Flughafens, bei einem Rückzug der Gesellschaft für entstandene Kosten aufzukommen. Oder durch einen Gebührennachlass, wenn die vereinbarte Zeit zwischen der Landung und dem nächsten Start nicht eingehalten wird: Easyjet will seine Maschinen in Schönefeld innerhalb von 20 Minuten „drehen“. Die Landegebühren seien für alle Gesellschaften gleich, sagen Meichsner und Kieker, da sie gesetzlich festgelegt sind. Bei den Abfertigungsgebühren könne es dagegen Unterschiede geben. Gesellschaften mit vielen Flügen – und Passagieren – könnten bessere Konditionen erhalten als Wenigflieger. Solche Rabatte seien üblich und nicht als Subvention einzustufen.

Easyjet will im Mai den Flugbetrieb mit zunächst sechs Maschinen aufnehmen; fünf davon sollen fest in Schönefeld stationiert sein. Elf Ziele bietet die Gesellschaft zunächst an: London-Luton, Liverpool, Bristol und Newcastle sowie Paris, Nizza, Palma de Mallorca, Athen, Barcelona, Kopenhagen und Neapel. Mit Easyjet werde sich die Zahl der Passagiere in Schönefeld bis Ende 2005 auf dann drei Millionen verdoppeln, ist Flughafenchef Dieter Johannsen-Roth überzeugt. Bei vier Millionen Passagieren würde der Flughafen aus der Verlustzone sein. Trotzdem habe es für Easyjet kein Lockangebot gegeben, sagte Johannsen-Roth bereits bei der Vorstellung des Coups.

Bevor Easyjet kommt, muss Schönefeld aber auch Rückschläge auf dem Weg zum Drehkreuz für Billigfluglinien hinnehmen. Germanwings streicht von den drei Flügen nach Köln die Mittagsmaschine, und auch V-Bird, die zum Flughafen Niederrhein bei Düsseldorf fliegt, wo es zahlreiche Anschlussverbindungen gibt, reduziert das Angebot.

Dafür gibt es nach wie vor Interesse an Flugverbindungen über Tempelhof. Germania, die jetzt noch in Tegel startet, hat Startrechte in Tempelhof beantragt und erhalten. Ob die so genannten Slots auch genutzt werden, ist derzeit ungewiss. Man befinde sich in Gesprächen, heißt es bei Germania und der Flughafengesellschaft. Diese will den Betrieb in Tempelhof im Herbst aufgeben.

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