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Berlin: Busfahrer werden immer öfter von ihren Kunden angegriffen

Schwarzfahrer in Gewohnheiten gestörtVON KATHRIN SPOERR Berlin.Für Berlins Busfahrer ist die Arbeit seit den Tarifänderungen vom März unangenehmer geworden: Beleidigungen und Drohungen gehören zum Alltag, aber auch Prügeleien zwischen Fahrern und Kunden nehmen zu.

Schwarzfahrer in Gewohnheiten gestörtVON KATHRIN SPOERR Berlin.Für Berlins Busfahrer ist die Arbeit seit den Tarifänderungen vom März unangenehmer geworden: Beleidigungen und Drohungen gehören zum Alltag, aber auch Prügeleien zwischen Fahrern und Kunden nehmen zu.Allein in den ersten viereinhalb Monaten dieses Jahres sind schon 16 Fälle bekannt geworden, in denen Fahrer von Kunden geschlagen oder gar mit Waffen bedroht wurden, sagte Carmen Kirstein, Pressesprecherin der BVG, dem Tagesspiegel.Die tatsächliche Zahl der Übergriffe sei vermutlich noch viel höher.1996 waren insgesamt lediglich fünf tätliche Angriffe auf Busfahrer registriert worden. Der Grund für die zunehmende Aggressivität ist laut Kirstein die seit 1.März geltende Regelung, nach der Kunden von 20 Uhr an dem Fahrer den Fahrausweis zu zeigen haben.Monats- oder Jahreskarten müssen dann aus Taschen und Portemonnaies hervorgenestelt werden; wer keine Ticket hat, muß beim Fahrer eins kaufen.Unbequem ist die neue Vorschrift also einerseits für Kunden, die es sich in der Vergangenheit angewöhnt hatten, ihre Monatskarten gut zu verstauen, aber vor allem auch für Schwarzfahrer.Genau sie sollen mit den flächendeêkenden Abendkontrollen gezwungen werden zu zahlen. "Vor allem Betrunkene werden aggressiv, wenn wir nach dem Fahrschein fragen", sagt Wolfgang Feicht, Busfahrer und Gruppenleiter beim Busbahnhof Cicerostraße.Beleidigungen gehören nach Feichts Worten zum täglichen Repertoire vor allem dieser BVG-Kunden."Mit Beschimpfungen fängt es an.Dann wird gedroht, und zum Schluß wird zugeschlagen oder die Klinge gezückt." Erst 14 Tagen sei es her, da habe ein Fahrgast auf Linie 129 dem Fahrer statt des geforderten Fahrscheins ein Messer gezeigt. Busfahrer sind in diesen Notsituationen nicht ganz hilflos: Wenn es gefährlich wird, kann der Fahrer jederzeit Kontakt zur "Leitstelle Omnibus", dem Koordinator aller Buslinien, aufnehmen: Ein Notrufknopf befindet sich am Lenkrad jedes Busses.Per Wechselsprechanlage kann gegebenfalls Schutzpersonal gerufen werden.Häufig seien die Helfer jedoch nicht schnell genug am Ort des Geschehens."Zur Not muß man allein fertig werden", sagt Feicht.Mancher schaffe es, aggressive Kunden zu beruhigen, bei anderen Fahrern brenne ebenfalls die Sicherung durch und die Lage eskaliere.Abhängig vom Typ sei es auch, wie die Kollegen die Gefahr später verarbeiteten.Was der eine "gut wegsteckt", führe bei anderen zur generellen Angst vor Nachtfahrten oder zu Krankmeldungen. Trotz allem: die Busfahrer halten an ihren Kontrollmöglichkeiten fest, deren Wiedereinführung sie selbst stets gefordert hatten und die ihnen erst vor drei Jahren genommen worden war."So lange waren uns die Hände gebunden", sagt Feicht.Man habe zusehen müssen, wie sich die Schwarzfahrer munter tummelten - auf Kosten der ehrlichen Kunden. Welchen Einfluß die Fahrerkontrollen auf die Schwarzfahrerstatistik haben, kann von der BVG noch nicht beziffert werden.Durchschnittlich 3,5 Prozent der Beförderten kaufen nach BVG-Schätzungen keinen Fahrschein.Abends steige die Zahl bis zur Zweistelligkeit.

KATHRIN SPOERR

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