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Berlin: BVG plant Garantie: Wer den Anschluß verpaßt, darf Taxi fahren

Interne Fehler des Betriebes sollen nicht länger auf die Fahrgäste abgewälzt werdenVON JÖRG-PETER RAUDie BVG will ein Garantieunternehmen werden.Wer in Zukunft durch einen von der BVG verursachten Fehler die Bahn oder den Bus verpaßt, soll auf Kosten des Unternehmens in ein Taxi umsteigen können.

Interne Fehler des Betriebes sollen nicht länger auf die Fahrgäste abgewälzt werdenVON JÖRG-PETER RAUDie BVG will ein Garantieunternehmen werden.Wer in Zukunft durch einen von der BVG verursachten Fehler die Bahn oder den Bus verpaßt, soll auf Kosten des Unternehmens in ein Taxi umsteigen können.Ersatz soll es generell auch geben, wenn sich ein Fahrgast bei der BVG die Kleidung verschmutzt.In Einzelfällen ist der Betrieb dazu bereits heute bereit.Tiefgreifende Veränderungen sind auch beim Nachtverkehr geplant: Hier denkt die BVG an den verstärkten Einsatz von Taxis.- Daß es in Berlin schon heute günstige Umsteigepunkte zwischen Bus, U- und S-Bahn gibt, wissen viele nicht.Das hat seinen guten Grund: Man wolle, so sagte BVG-Chef Rüdiger vorm Walde jetzt beim Fahrgastforum des Deutschen Bahnkunden-Verbandes, nicht für etwas werben, was in der Realität dann oft nicht angeboten werde.Damit ging er auf die Kritik von Fahrgästen im Publikum ein.Sie bemängelten, daß Busse Anschlüsse nicht abwarteten, selbst wenn die Fahrer bereits Blickkontakt hätten.Wartezeiten von bis zu 20 Minuten auf den nächsten Bus seien die Folge. Mit derlei Ärgernissen soll es nun ein Ende haben.Vorm Walde erklärte, die BVG prüfe derzeit das Konzept der norwegischen Hauptstadt Oslo.Wer dort an Knotenpunkten länger als vorgesehen auf einen Anschluß warten müsse - zum Beispiel, weil der Bus vor der im Fahrplan vorgesehenen Zeit abgefahren ist -, könne auf Kosten des Verkehrsunternehmens ein Taxi nehmen."Und wenn uns das zehn Millionen Mark im Jahr an Taxikosten bringt", erklärte vorm Walde, sei dies auch nicht so schlimm, "dann wissen wir nämlich ganz schnell, wo die Probleme liegen." Vorm Walde sagte weiter, die BVG plane darüber hinaus sogenannte "Garantiepunkte." Wer sich zum Beispiel beim Warten in einem U-Bahnhof die Kleidung verschmutze, solle diese auf Kosten der BVG reinigen lassen können: "Das muß selbstverständlich werden." Bei der Veranstaltung - im Laufe des Abends fiel das Wort "peinlich" immer häufiger - machte vorm Walde klar, daß die BVG auch weitere interne Fehler nicht dauerhaft auf ihre Fahrgäste abwälzen könne. Neuerungen sind auch beim Nachtbus-Verkehr geplant.Während die Busse nach Angaben vorm Waldes Nacht für Nacht rund 10 000 Kilometer zurücklegen, werden in dieser Zeit gerade einmal 2500 Mark eingenommen."Hier müssen wir uns schon überlegen, ob wir das mit Taxis nicht billiger machen können." Und der BVG-Chef sagte auch gleich, wie er sich das vorstellt: Die BVG solle Busfahrern, die wegen der Umstellung auf Taxi-Verkehr ihren Job verlieren, eine Taxi-Lizenz beschaffen.Für fünf Jahre bekämen diese Fahrer dann die Garantie von der BVG für die Aufträge auf den Nachtlinien. "Das kostet einige Arbeitsplätze" räumte vorm Walde ein.Sein Modell nennt er "Outsourcing mit Abfindung und Existenzgründung." In der Bauwirtschaft werden solche Schritte freilich - und nicht nur von den Gewerkschaften - als Scheinselbständigkeit bezeichnet.Das Taxi-Modell, das es bereits jetzt gibt, soll vor allem in den Außenbezirken greifen.In der Innenstadt sollen auch nachts weiter Bahnen und Busse fahren.

JÖRG-PETER RAU

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