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Berlin: BVG will keinen weiteren Ausbau von U-Bahn und Tram

1995 fuhr die erste Straßenbahn von Ost nach West Von den großen Plänen ist keine Rede mehr

Die Straßenbahn wird im Westteil der Stadt keine Renaissance erleben. Davon ist der BVG-Vorstand Thomas Necker felsenfest überzeugt. Derzeit gibt es auch keine spruchreifen Projekte für weitere Strecken in den Westen. Gebaut wird lediglich die Verbindung von der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg über die Bernauer Straße in Wedding zum Nordbahnhof in Mitte. 2008/2009 soll sie dann über die Invalidenstraße bis zum Hauptbahnhof in Tiergarten führen. Die Gleise befinden sich nur wenige Meter von der früheren Sektorengrenze entfernt.

Das sah 1989/90 noch anders aus. Bereits wenige Tage nach Maueröffnung hatten Verkehrsplaner aus Ost und West auf den ersten Sitzungen vereinbart, Straßenbahnstrecken aus dem Ostteil der Stadt in westliche Bezirke zu verlängern. In West-Berlin war die letzte Straßenbahn am 2. Oktober 1967 gefahren. Nun sollte sie unter anderem wieder zum Bahnhof Zoo, über die Leipziger und Potsdamer Straße nach Steglitz und über die Oberbaumbrücke nach Kreuzberg fahren.

Doch lediglich eine Strecke wurde gebaut: Am 14. Oktober 1995 war es so weit: Die erste Bahn konnte von Prenzlauer Berg über die Bösebrücke zum Louise-Schroeder-Platz in Wedding fahren. Zwei Jahre später reichten die Gleise bis zum Virchow-Klinikum. Danach war wieder Schluss. Dabei hat sich die Weddinger Strecke zu einer beliebten Verbindung entwickelt. Sie gehört zu den stark genutzten im gesamten Netz. Allerdings ist sie auch eine der unfallträchtigsten. Mehrere Fußgänger sind beim Überqueren der Gleise von Straßenbahnen erfasst und getötet worden. Die genaue Zahl kann die BVG nicht nennen.

Dass es zu keinen weiteren Neubauten gekommen ist, liegt aber am fehlenden Geld. Der Senat wolle die Infrastruktur im Nahverkehr nur noch in „geringem Umfang“ erweitern, teilte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) der PDS-Abgeordneten Jutta Matuschek auf eine Kleine Anfrage mit. Vorrang habe die Erhaltung der vorhandenen Anlagen.

Ähnlich sieht es beim U-Bahn-Bau aus. Tage wie vor zehn Jahren, als neben der Straßenbahn nach Wedding auch die Ost-West-Verbindung der U-Bahn vom Bahnhof Warschauer Straße in Friedrichshain über die Oberbaumbrücke zum Bahnhof Schlesisches Tor in Kreuzberg eröffnet wurde, wird es kaum noch geben.

Auch die BVG selbst hat kein Interesse an weiteren Neubauten für die U-Bahn, für die es seit Jahrzehnten einen Ausbauplan gibt. Das heute 143,7 Kilometer lange Netz sollte auf 200 Kilometer erweitert werden. Damit würden aber auch die Betriebskosten steigen, argumentiert U-Bahn-Chef Christian Kaiser.

Schon heute sei es problematisch, die vorhandenen Linien voll auszulasten. Die Zahl der U-Bahn-Fahrgäste sei in den vergangenen Jahren sogar zurückgegangen, so Kaiser. Aktuell davon betroffen sei die Linie U 1 – seit die Umsteigewege zur S-Bahn durch den Abriss des Bahnhofsgebäudes der S-Bahn an der Warschauer Straße sehr lang geworden sind.

Statt Zügen mit acht Wagen lässt die BVG daher in der Regel auf dieser Linie nur noch Sechs-Wagen-Züge fahren. Nach Ansicht Kaisers reicht dies aus. Auch auf anderen Linien fährt die BVG oft mit kürzeren Zügen. Neubauten stehen deshalb nicht auf der Wunschliste.

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