Berlin: BVG will zunächst eine Linie umstellen - Die S-Bahn beteiligt sich nicht
Die BVG will zunächst eine U-Bahn-Linie mit Zugangssperren auf den Bahnhöfen ausstatten. Auf diese Weise wolle man feststellen, ob das so genannte geschlossene System auf allen 169 Bahnhöfen eingeführt werden solle, sagte gestern BVG-Sprecherin Barbara Mansfield.
Die BVG will zunächst eine U-Bahn-Linie mit Zugangssperren auf den Bahnhöfen ausstatten. Auf diese Weise wolle man feststellen, ob das so genannte geschlossene System auf allen 169 Bahnhöfen eingeführt werden solle, sagte gestern BVG-Sprecherin Barbara Mansfield. BVG-Chef Rüdiger vorm Walde will die Zugangssperren haben, am Wochenende wurde er dabei auch von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) unterstützt. In die Koalitionsvereinbarungen von CDU und SPD sind Zugangssperren bei der U-Bahn ohnehin aufgenommen worden.
Strieder schlug als Referenzlinie die U 6 (Alt-Mariendorf-Alt-Tegel) vor. In der Diskussion sind jedoch auch die Linien U2, U 4 und U 8. Auf ein System hat sich die BVG noch nicht festgelegt. Vorstellbar sind einfache Drehkreuze oder Türen, die sich nur mit einem Fahrschein öffnen lassen. Bei der Einführung auf allen Bahnhöfen rechnet der Verkehrsbetrieb mit Gesamtkosten in Höhe von 200 Millionen Mark bis 250 Millionen Mark. Strieder rechnet aber damit, dass dann auch die Zahl der Fahrgäste steigen wird, weil das subjektive Sicherheitsgefühl der Kunden zunehme. Auch 71,4 Prozent der Tagesspiegel-Leser sprachen sich mit ihrem Anruf nach einem Pro und Contra für die Zugangssperren aus.
Geringer ist allerdings die Hoffnung, mit Zugangssperren auch die Schwarzfahrer-Quote zu drücken. In Paris schaffen es etwa fünf Prozent der Fahrgäste, ohne Ticket zu den Zügen zu gelangen, in London sind es rund sechs Prozent. Bei der BVG liegt die Quote derzeit zwischen fünf und sieben Prozent.
Doch auch die Skepsis gegenüber Zugangssperren ist groß. Die S-Bahn bleibt bei ihren offenen Bahnhöfen. "Viele alte Stationen lassen sich nur mit einem erheblichen Aufwand umrüsten", begründete Unternehmenssprecher Gunnar Meyer die Ablehnung. Zudem erforderten Sperren Personal zur Aufsicht. Nach Meyers Ansicht sollten die Mitarbeiter aber für direkten Kundenkontakt auf den Bahnsteigen eingesetzt werden. Und während die BVG betont, sie sei der einzige Betrieb dieser Größenordnung in Europa, der auf Zugangssperren verzichte, denkt man in Hamburg nicht daran, die Bahnhöfe mit Sperren zu versehen. "Das passt überhaupt nicht zu unserem Tarifsystem", sagte der Sprecher der Hochbahn, Joachim Häger. 80 Prozent der Fahrgäste seien nämlich Stammkunden mit einer Zeitkarte. Ähnlich liegt der Wert übrigens auch in Berlin. Die Schwarzfahrerquote in Hamburg beträgt nach Hägers Angaben 3,5 Prozent - ohne Sperren.
kt