
© Lea Fiehler
CDU plant Zugangskontrollen an U-Bahnhöfen: Was Berlinerinnen und Berliner zu dem Vorstoß sagen
Nur mit Ticket auf den Bahnsteig – das will die Berliner CDU. Und verspricht sich davon mehr Sauberkeit und Sicherheit in den U-Bahnschächten. Die Kosten sollen die Fahrgäste tragen.
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Nur mit Ticket auf den Bahnsteig – das will die Berliner CDU und schlägt vor, Zugangsschranken an den U-Bahnhöfen anzubringen, wie man sie aus Metropolen wie Paris oder London kennt. Sie verspricht sich davon mehr Sauberkeit und Sicherheit in den U-Bahnschächten. Die Kosten dafür sollen über teurere Ticketpreise die Fahrgäste tragen. Wie finden die das?
U-Bahnstation Turmstraße in Moabit. Malte Sahrhage hat nicht viel Zeit, seine Bahn kommt gleich. „Zugangsbeschränkungen finde ich generell nicht cool“, sagt er. „Ich bin für freien öffentlichen Nahverkehr.“
Sahrhage pendelt zum Arbeiten nach Berlin. Erst durch eine Schranke, um ans Gleis zu kommen? Kann er sich nicht vorstellen: zu teuer, meint er, nicht praktikabel. „Ich bin viel im Berufsverkehr unterwegs, das ist schon nervig genug“, sagt er und huscht in die U9.
Einige Stationen weiter, Osloer Straße. Susanne Adam wartet auf die U8. „In anderen großen Städten funktioniert das wunderbar“, sagt sie. Um Zugangsschranken in den 175 Berliner U-Bahnhöfen zu realisieren, wären jedoch Umbauarbeiten nötig. Die Kosten werden auf 400 Millionen Euro geschätzt – und sollen durch teurere Ticketpreise gedeckt werden.
Adam schüttelt den Kopf: „Wenn dafür erst alles umgebaut werden muss, bin ich dagegen“, sagt sie. Das Geld bräuchte es woanders, sagt sie. „Ich wohne in Hermsdorf, da fährt die S-Bahn nur alle 20 Minuten.“ Die Verbindung mit dem Bus sei ebenfalls schlecht. „Da würde ich eher ein bisschen Dreck in den U-Bahnhöfen in den Kauf nehmen“, sagt sie.
Am besten wäre es, wenn man einfach seine Kreditkarte dranhält.
Max Matrenitski
Max Matrenitski sitzt am Gleis und schaut auf sein Handy. Er wohnt in Vietnam und ist öfter beruflich in Berlin unterwegs: „Für mich wäre es weniger stressig, wenn man direkt am Eingang mit seinem Ticket eincheckt“, sagt er. „Manchmal gehe ich einfach runter und vergesse, dass ich ein Ticket brauche.“ Dann würde er panisch eins über die App lösen. „Am besten wäre es, wenn man einfach seine Kreditkarte dranhält und die Fahrt abgerechnet wird.“
„Das wird nicht kommen“, sagt ein Mitarbeiter der BVG, der seinen Namen nicht nennen möchte. Zu viele Hindernisse, zu hohe Sicherheitsauflagen. Man müsse garantieren, dass es genug Fluchtmöglichkeiten gibt und sich im Notfall nicht „alle über den Haufen rennen“, sagt er. Auch beim Umbau stellen sich Fragen: Was macht man bei den Fahrstühlen, die von der Straße direkt aufs Gleis führen? Andere Dinge, die man mit dem Geld stattdessen umsetzen könnte, fallen ihm auch ein: Klimaanlagen zum Beispiel.
Entlang der U8 sieht man die Menschen, die auch von Schranken betroffen wären. Pankstraße: Ein Mann bittet um Spenden. Gesundbrunnen: Jemand schläft zusammengekauert auf der Wartebank. Alexanderplatz: Eine Frau fragt im Abteil nach „zehn oder 20 Cent“.
„Wo sollen die Leute denn hin, wenn es kalt ist?“, sagt Tine Partsch, die an der Kochstraße steht. „Wenn sie wirklich Sauberkeit wollen, wie wärs dann mal, mit den Straßen anzufangen?“ Eben erst habe sie jemanden beobachtet, der „wie selbstverständlich“ eine Verpackung fallen ließ. Ob das nur Leute machen, die kein Bahnticket haben? Sie glaubt nicht.
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