Berlin: Chaos bei der U-Bahn: Rätsel um Ursache: BVG gibt Netzschwankung an, die Bewag dementiert
Warum am Donnerstagabend Tausende BVG-Fahrgäste zum Teil bis zu einer Stunde vergeblich auf eine U-Bahn warten mussten, war auch gestern unklar. Die BVG führte den Fehler im Stellwerk am Wittenbergplatz auf eine Schwankung im Netz der Bewag zurück, von der sie ihren Strom bezieht.
Warum am Donnerstagabend Tausende BVG-Fahrgäste zum Teil bis zu einer Stunde vergeblich auf eine U-Bahn warten mussten, war auch gestern unklar. Die BVG führte den Fehler im Stellwerk am Wittenbergplatz auf eine Schwankung im Netz der Bewag zurück, von der sie ihren Strom bezieht. Die Bewag habe aber zu dieser Zeit keine Störung registriert, die zu einer Netzschwankung geführt hätte, sagte Andreas Naumann von der Pressestelle.
Die Folgen für die Fahrgäste waren, wie berichtet, jedenfalls chaotisch. Fast eineinhalb Stunden lang fielen am späten Nachmittag zahlreiche Züge auf den Linien U 1, U 15 und U 2 aus oder verspäteten sich zumindest bis zu mehr als einer halben Stunde. Nach Angaben von BVG-Sprecherin Barbara Mansfield hatten die Stellwerksanzeigen im Bahnhof Wittenbergplatz plötzlich für alle Gleisabschnitte einen dort fahrenden Zug gemeldet. In der Station treffen drei Linien zusammen. Daraufhin musste das Stellwerk über Funk mit jedem Zug Kontakt aufnehmen, um die genaue Position zu erfahren. Nur dann war es möglich, dem Fahrer zu erlauben, ein Rot zeigendes Signal zu passieren.
Nach kurzer Zeit hätten die Anzeigen aber wieder funktioniert, um wenig später erneut zu versagen, sagte Mansfield weiter. So hätten die Mitarbeiter zunächst gedacht, die Störung wäre schnell zu beheben. Hinzu kam, dass kurz zuvor ein Zug am Nollendorfplatz vom Gleis der U 4 zur Werkstatt am Olympiastadion gefahren war, wofür im Bahnhof Wittenbergplatz die Weichen von Hand gestellt werden mussten. Normal werden sie im Regelverkehr automatisch gesteuert. Diese Weichen standen nun für den weiteren Betrieb in der "falschen" Stellung.
Die BVG lässt das defekte Bauteil nun untersuchen, um die Ursache des Ausfalls zu finden. Mitarbeiter der Bewag hätten am Donnerstagabend mitgeteilt, es habe "für Millisekunden" eine Überspannung im Netz gegeben.
Intern wolle die BVG zudem klären, wieso die Information der Fahrgäste über die Zugausfälle zum Teil nicht funktionierte, teilte Mansfield weiter mit. Sogar Betriebsaufsichten hatten den Bahnhof Gleisdreieck fast fluchtartig verlassen und die Fahrgäste ratlos zurückgelassen. Die Störung habe auch dazu geführt, dass die elektronischen Zugzielanzeigen ("Daisy") nicht richtig funktioniert haben. Statt auf die Ausfälle und Verspätungen zu reagieren, zeigte "Daisy" nur die Abfahrt des Zuges in der nächsten halben Minute an. Tatsächlich fuhren aber vom Gleisdreieck Richtung Wittenbergplatz fast eine Stunde lang keine Züge.
kt