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Berlin: Damit kann man nie früh genug anfangen (20)

Gerade kam ein seltsamer Anruf. Am anderen Ende der Leitung war nur ein unbestimmtes Röcheln zu hören.

Gerade kam ein seltsamer Anruf. Am anderen Ende der Leitung war nur ein unbestimmtes Röcheln zu hören. Perverser Obszöner, auflegen. Doch plötzlich wurde aus dem Gestöhne die piepsige Stimme einer lieben Freundin. "Hilfe", flüsterte sie. "Mein Fuß ist gebrochen." Was war passiert? Die Freundin, eine Festtagschaotin in Reinform, hatte das Geschenk vor Wochen ganz oben auf einem Regal versteckt. Darüber legte sie zur Tarnung einen Koffer. Wenn ich für die Ferien packe, hatte sie damals bei sich gedacht, kann ich das Geschenk auf diese Weise nicht vergessen. Das Geschenk war aber kein weicher Schal oder ein tuffiges Kissen, sondern ein fünf Kilogramm schweres Riesen-Jenga-Spiel aus massivem Kiefernholz. Das zischte durch die Luft und prallte mit voller Wucht auf den nackten, zierlichen Fuß der Freundin. "Schwere Geschenke sollte man immer auf dem Boden lagern", jammerte sie weiter. Man möchte noch weiter gehen: Schonen Sie sich heute. Sammeln Sie Kraft für die Feiertage und machen Sie eine Liste. Schreiben Sie alles auf, was Sie noch erledigen müssen. Aber beginnnen Sie damit morgen. Versuchen Sie heute, nicht an Weihnachten zu denken. Spielen Sie ein Spiel, aber keines, das aggressiv macht (Monopoly, Kickern) oder wobei man sich nicht wehtun kann (Jenga, Twister). Sie wollen doch nicht Heiligabend ausgelaugt und mit eingegipsten Gliedmaßen piepsige Weihnachtslieder singen.

Esther Kogelboom

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