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Berlin: Das große Staunen

Puppenspieler treffen sich in Berlin. Sie bieten erwachsene Unterhaltung

Marionetten, Puppen, Schatten und Papierfiguren ... vom 20. bis 25. November werden sie beim 8. Puppentheaterfest im FEZ zum Leben erweckt. Etwa 100 Mal werden die Grillen, Waldtiere, Könige und Prinzen auftreten. Sonnabend und Sonntag spielen die 23 teilnehmenden Formationen auf 17 Bühnen, die „Compagnie Teichgräber & auf der Strasse“ inszeniert in einer mongolischen Jurte. Rike Schubert hat für ihr Stück auch ein merkwürdiges Requisit: Sie spielt rund um einen Stuhl. Der dient ihr in „Mäuseken Wackelohr“ als Bühne. Die 28-Jährige spielt selbst die Katze, ihre kleine Heldin ist eine Maus, die unbedingt zum Mäuserich auf dem benachbarten Dach gelangen will. Auf der Bühne wird auch die 26-jährige Juliane Strittmatter zu sehen sein, wenn sie am Sonntag die Puppen in „Kleiner Zizi“ animiert.

Rike Schubert und Juliane Strittmatter haben 2002 ihre eigene Spielformation, das „Theaterkombinat“, gegründet. Beide haben an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in der Abteilung Puppenspiel ihren Abschluss gemacht. In wechselnden Konstellationen arbeiten die jungen Frauen seitdem in Theater- und Puppenspielprojekten.

Neben Aufführungen für Kinder und anderen Projekten im Bereich Schauspiel und Musik erarbeiten die beiden auch Stücke für Erwachsene. „Weil diese zum Teil nicht als Puppenspiel gekennzeichnet sind, ist das Publikum mitunter anfangs überrumpelt. Dann fiebert es richtig mit“, sagt Juliane Strittmatter. Manche Besucher kommen, schauen sich eine Vorstellung dann mehrmals an oder schreiben E-Mails, um zu sagen, wie gut ihnen das Spiel mit den Puppen gefallen hat.

„Die Menschen haben heute eine ganz starke Sehnsucht nach Handgemachtem, Romantik und Fantasie“, sagt Nikolaus Hein, Leiter des Berliner Puppentheatermuseums. Rund 60 Berliner Puppentheaterbühnen gibt es heute, und immer mehr inszenieren für Erwachsene, sagt er. Damit findet das Puppenspiel zu seinen Anfängen zurück. Puppen- und Figurentheater begann in der vorchristlichen Zeit mit religiösen und kultischen Spielen. Es wurde auch als politisches Medium genutzt, gerade im Zweiten Weltkrieg. Im 19. Jahrhundert entstanden erste Stücke für Kinder, in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dann fast nur noch für sie gespielt.

Auch immer mehr Schauspiel- und Opernhäuser organisieren Stücke mit gemischter Spieltechnik, bei der Darsteller und Puppen zusammen spielen. „Die Branche hat sich sehr verändert, Puppenspiel wird jetzt ernst genommen“, sagt Rike Schubert. Das bedeutet für die ausgebildeten „Darstellerinnen“, wie es auf ihren Diplomen heißt, jede Menge Aufträge.

8. Puppentheaterfest, 20. bis 25. November, FEZ Berlin, An der Wuhlheide 197, Oberschöneweide, Öffnungszeiten: Sonnabend 12.30 bis 18 Uhr, ab Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag keine Vorstellung, Preise: Tagesticket 7,50, Kinder 6,50 Euro, ab Dienstag 5, ermäßigt 3,50 Euro, Infos unter Tel.53071504 oder www.fez-berlin.de.

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