Berlin: Der Gelegenheitsarbeiter
Aufgefordert hat ihn niemand. Thomas Liebich kommt regelmäßig aus eigenem Antrieb ins Sozialamt, um einen dieser gemeinnützigen MiniJobs anzunehmen.
Aufgefordert hat ihn niemand. Thomas Liebich kommt regelmäßig aus eigenem Antrieb ins Sozialamt, um einen dieser gemeinnützigen MiniJobs anzunehmen. Seit drei Jahren schon. Zuerst war der 39-Jährige stundenweise als Pförtner in einem Obdachlosenheim beschäftigt, danach als Hausmeisterhelfer in einer Neuköllner Grundschule. Dort hat er sich hauptsächlich um die Grünanlagen gekümmert. „Von der Sozialhilfe allein kann man doch kaum leben“, sagt Liebich, der seit neun Jahren arbeitslos ist. Da kommen die 60 Euro, die er monatlich bei 40 Stunden Arbeit dazuverdienen kann, gerade recht. Beim Arbeitsamt hat man ihm bisher keine Arbeit vermitteln können: Liebich hat keine Ausbildung, hat früher zunächst für eine Reinigungsfirma und später als Wachmann gearbeitet. Er schaut immer wieder mal nach, ob es im Job Point in der Karl-Marx-Straße Angebote gibt, die für ihn in Frage kommen. Dann startet Liebich Bewerbungen – bisher ohne Erfolg. Durch den Job vom Sozialamt hat er wenigstens etwas zu tun. Drücken will er sich nicht, obwohl es nur einen geringen Stundenlohn gibt (1,53 Euro). Schwarzarbeit, sagt er, komme für ihn nicht in Frage: „Das Risiko, erwischt zu werden, ist viel zu groß.“ Dass manche Menschen Sozialhilfeempfänger für Faulenzer halten, ärgert ihn. „Man schaut auf die, die besoffen ins Amt kommen. Dabei sieht man es den meisten gar nicht an, dass sie Sozialhilfe bekommen.“ sik
-