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Berlin: Der Großflughafen wird kleiner

Weil die Passagierzahlen stagnieren, soll das Abfertigungsgebäude bescheidener ausfallen als bislang geplant

Die Pläne für den Ausbau Schönefelds zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) sind weiter abgespeckt worden. Nach Tagesspiegel-Informationen soll das neue Abfertigungsgebäude jetzt zunächst nur noch für jährlich 17,5 Millionen Passagiere ausgelegt werden. Ursprünglich war eine Abfertigungskapazität für 20 Millionen Fluggäste vorgesehen. Bei Bedarf sollen die Neubauten schnell zu erweitern sein. Die Verträge zum Verkauf der Flughafengesellschaft sollen spätestens Anfang 2003 unterschriftsreif sein.

Im vergangenen Jahr flogen 12,6 Millionen Passagiere über die drei Berliner Flughäfen. Vom Rückgang der Fluggastzahlen seit dem 11. September 2001 hat sich der Berliner Luftverkehr bis heute nicht erholt. Lediglich im innerdeutschen Linienverkehr gab es im vergangenen September wieder einen Zuwachs. Insgesamt wurden aber trotzdem 1,9 Prozent Fluggäste weniger abgefertigt als im Vorjahresmonat. Während es im innerdeutschen Linienverkehr einen Zuwachs von 6,8 Prozent gab, kam es im Auslandslinienverkehr zu einem Rückgang um 3,6 Prozent und im Ferienverkehr um 17,7 Prozent. Vor diesem Hintergrund wurden die Prognosen zur Verkehrsentwicklung jetzt nach unten korrigiert.

Für die Fluggesellschaften ist der Rückgang der Passagierzahlen und die in Berlin besonders langsame Erholung jedoch nicht nur auf die Folgen der Terroranschläge von 2001 zurückzuführen. Nach Ansicht der Gesellschaften ist Berlin schlicht zu teuer. Denn bei den Gebühren liegt Schönefeld deutschlandweit an der Spitze, dicht gefolgt von Tegel.In der vergangenen Woche warnten die Gesellschaften geschlossen vor einem „Überdrehen der Gebührenschraube“.

Teuer ist das – unfreiwillig praktizierte – Berliner Flughafensystem. Der Verkehr läuft über drei Flughäfen mit zusammen sechs Start- und Landebahnen. Rechnerisch reicht eine einzige Piste für etwa 15 Millionen Passagiere, wenn es keine Engpässe bei der Abfertigung gibt wie in Tegel.

Mit den Einnahmen des Gewinn bringenden Flughafens Tegel, der zu den profitabelsten überhaupt gehört, finanziert die Flughafen Holding das Riesendefizit der Anlagen in Tempelhof und Schönefeld. Die Gebührensätze sind für alle drei Flughäfen gleich. Im vergangenen April wurden die Gebühren für die zentrale Infrastruktur um 2,50 Euro erhöht, im nächsten Jahr sollen die allgemeinen Passagierentgelte um weitere 3 Euro steigen. Hinzu kommen jeweils die Sicherheitsgebühren des Innenministeriums, die zuletzt in Schönefeld um 76 Prozent erhöht worden sind. Dort müssen die Gesellschaften jetzt insgesamt fast 25 Euro pro Passagier für sämtliche Gebühren hinblättern.

Vor allem im Ferienflugverkehr könnten die Gebühren nicht voll an die Passagiere weitergegeben werden, klagt Lothar Schulz von Air Berlin. Damit bestehe für die Gesellschaften aber auch kein Anreiz, zusätzlichen Verkehr in Berlin anzubieten. Billiglinien rechnen auch im Linienverkehr mit jedem Euro.

Die Flughafen Holding sieht jedoch nach eigenen Angaben keine Möglichkeit, die Gebühren zu senken, wie es CDU und FDP zuletzt forderten. Die Sätze seien noch immer nicht kostendeckend. Und Versuche, den Aufwand zu verringern, etwa durch die Schließung Tempelhofs, scheiterten am Widerstand der Gesellschaften. Auch CDU und FDP wehrten sich in der Vergangenheit dagegen.

Vorwürfe der Fluggesellschaften, mit den hohen Gebühren solle der geplante Ausbau Schönefelds vorfinanziert werden, weist die Holding zurück. Ohne Kostendeckung im Betrieb würde auch der Verkaufspreis bei der vorgesehenen Privatisierung sinken. 290 Millionen Euro soll der Verkauf bringen - zahlbar in drei Raten.

Einen Finanzierungsbeitrag aus Gebühren für den Flughafen-Ausbau darf der Betreiber nach dem derzeitigen Verhandlungsstand erst ein halbes Jahr nach Aufnahme des Verkehrs erheben. Geplant sind 5,10 Euro. Dann könnten allerdings auch die Grundgebühren deutlich geringer sein, weil die Betriebskosten für einen Flughafen günstiger sind als für drei Anlagen, macht Burkhard Kieker von der Projektgesellschaft Schönefeld den Gesellschaften Hoffnung auf geringere Gebühren – irgendwann.

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