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Berlin: Der größte Schrei

Tokio Hotel begeisterten ihre Fans gestern Abend im Velodrom

Schon bevor das Konzert überhaupt anfängt, sind es 54, die vor lauter Aufregung in Ohnmacht fallen. Dabei sind Bill, Tom, Gustav und Georg noch gar nicht auf die Bühne gekommen, um das Konzert mit dem Song „Jung und nicht mehr jugendfrei“ zu eröffnen.

In der Halle und auf den Rängen des Velodroms recken Fans die Hände in die Höhe, versuchen mit Fotohandys Bilder der vier Jungs zu schießen, deren ältester gerade 18 ist, – und sie kreischen. Minutenlang, laut, aus vollem Halse. Wie immer, wenn Tokio Hotel auftritt.

Am Eingang weisen Schilder auf einen „hohen Geräuschpegel“ hin, Ohrstöpsel werden kostenlos verteilt. Die meisten der Fans tragen Hüfthosen, rosa Lipgloss und sind zwischen zehn und dreizehn Jahren alt. Dennoch ist der Altersdurchschnitt der rund 9000 im Velodrom bedeutend höher: Viele Eltern sind dabei. Erst ab 14 dürfen Jugendliche alleine auf ein Konzert. Die tapferen Väter und Mütter stehen neben ihrem Nachwuchs, die weniger tapferen haben sich in die Gängen draußen zurückgezogen. An die Mädchen, die seit Stunden vor der Bühne ausharren, verteilen Sanitäter Wasser. Immer wieder müssen sie einige herausziehen, um sie mit Traubenzucker wieder aufzupäppeln.

Denise, Jennifer und Monique tragen T-Shirts, auf die sie „I love you Bill“ oder „Du bist die Nummer 1, Tom“ gemalt haben. Die Namen ihrer Stars haben sie sich auch auf die Wangen geschminkt. „Gustav hat einfach so einen sexy Körper“, sagt Jennifer, die Zwölfjährige. Monique, 15, widerspricht: „Nein, ich finde den Bill am geilsten.“

Der siebenjährige Maurice ist einer von wenigen Jungs hier. Er ist genauso gestylt wie Frontsänger Bill: schwarze, wuschelige Haare, dunkel geschminkte Augen, Jeans und schwarzes, enges T-Shirt. Die Eltern stehen daneben und finden es „ganz lustig“, Ohrstöpsel haben sie trotzdem mitgenommen. Das Gekreische erreicht Lautstärken wie ein startendes Flugzeug. Da helfen auch Ohrstöpsel nicht viel. Und als Bill vor dem Hit „Schrei“ ins Publikum ruft: „Schreit, so laut ihr könnt!“, denkt man nur: Lauter geht es doch kaum. Aber doch – es geht. adk

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