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Berlin: Der Tod des Vaters – ein Fall voller Rätsel

Tochter wird beschuldigt und schweigt im Prozess

Es schien alles zu passen: Die Tochter hatte die Möglichkeit, das Feuer zu legen. Sie konnte auf eine größere Summe von der Versicherung spekulieren. Sie blieb bei dem nächtlichen Brand als einzige unverletzt. Als sie vom Tod ihres Vaters erfuhr, wirkte sie obendrein eigenartig emotionslos. Monika M. – eine eiskalte Mörderin? Und welche Rolle spielte ihr Lebensgefährte, der auch im Haus war? Die 48-jährige Arzthelferin sitzt seit zwei Wochen schweigend auf der Anklagebank. Und der Mord-Prozess entwickelt sich immer mehr zu einem packenden Krimi.

Ihr Lebensgefährte sollte gestern dem Gericht erzählen, was sich am 18. September letzten Jahres in dem Haus im Neuköllner Uhuweg ereignete. Karsten S. ist zwölf Jahre jünger als die Angeklagte, hat schon lange keine Arbeit mehr und liebt offenbar den Alkohol. Die Anzahl seiner Vorstrafen ist ihm entfallen. Zuvor hatte der Schwager der Angeklagten bereits seinen Verdacht ausgesprochen. „Es könnte auch Herr S. gewesen sein, der Brennspiritus im Haus ausgekippt und angezündet hat“, erklärte der Ingenieur. Weil es Streit um Geld gegeben habe, weil ihm der alte Herr im Haus lästig gewesen sei…

Karsten S. schildert die Geschichte anders: Er will noch versucht haben, den 76-jährigen Theodor M. zu retten. „Die Angeklagte rüttelte mich wach, der Flur war voller Qualm.“ Der bettlägerige Vater habe um Hilfe gerufen, aber die Tür zu seinem Zimmer sei merkwürdigerweise verschlossen gewesen. Vergeblich sei er gegen das Holz gesprungen. „Haben Sie mal versucht, die Türklinke zu drücken?“, fragt der Richter. Der Zeuge schaut verdutzt. „Da bin ich nicht darauf gekommen.“ Er hatte sich in jener Nacht das Becken gebrochen, als er sich mit einem Sprung aus dem Fenster rettete.

Mehrfach verwickelte sich S. in Widersprüche: Bei der Polizei hatte er gesagt, seine Freundin sei noch einmal im Erdgeschoss gewesen und dann ins Schlafzimmer im oberen Stock gekommen. „Sie war nicht mehr unten“, beteuerte er im Prozess. Eine Pflegerin hatte im Prozess erklärt, dass der alte Herr Angst vor Karsten S. gehabt und dass es zwischen den Männern oft Streit gegeben habe. S. bestritt das: „Ich kam mit ihm sehr gut aus.“ Allerdings gab er zu, dass er kurz vor dem Brand mehrfach Geld vom Konto des Rentners abgehoben hatte. „Das hatte mir Theo aber erlaubt.“ Am Freitag geht der Prozess weiter.

Kerstin Gehrke

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