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Berlin: Die Bibel mit Notizen zum Tagebuch gemacht

SONNTAGS UM ZEHN Schämen? Nein, die Jugendlichen der KöniginLuise-Gedächtnis-Kirche schämen sich nicht für ihren Glauben.

SONNTAGS UM ZEHN

Schämen? Nein, die Jugendlichen der KöniginLuise-Gedächtnis-Kirche schämen sich nicht für ihren Glauben. Im Gottesdienst zur Einweihung des Bibeltagebuchs spielen sie Szenen der Bibel nach, singen, geben beim Agapemahl das Brot an die Gemeinde aus und sammeln die Kollekte ein. Und auch Paulus stand zu seinem Glauben, als er den Predigttext für diesen Sonntag an die Römer schrieb: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ Starke Worte, findet Probst Karl-Heinrich Lütcke. „Worüber schämen wir uns heute?“ Nicht wirklich darüber, dass man in die Kirche geht. Trotzdem entstehe ein gewisses Unbehagen, Glaube sei zum Tabuthema geworden – und gerate damit in Vergessenheit. „Als 1983 der SFB zum Lutherjahr täglich drei Minuten lang aus der Bibel vorlas“, erinnert sich Karl-Heinrich Lütcke, „riefen Hörer an und sagten, sie wollten das Manuskript haben.“

Höchste Zeit zum Handeln, dachten sich Ende 2002 die Jugendlichen der Königin-Luise-Gedächtnis-Kirche, und organisierten ein Bibellesemarathon. Für ihr Engagement ließ die Gemeinde eine der Bibeln, aus der in diesen 48 Stunden vorgelesen wurde, neu einbinden. Zusätzlich wurden leere Zettel zwischen die Bibelseiten eingefügt, damit die Gruppe sich zu bestimmten Texten Notizen machen kann. Aus einer Bibel sind wegen der neuen Blätter zwei Bände geworden. „Die Heilige Schrift? Darf man da ’reinmalen?“, greift der Probst der Frage vor. „Ja, das darf man!“

Denn die Bibel gehört zum Alltag, wie die Zwänge und Sehnsüchte, denen wir täglich ausgesetzt sind. Immer schneller, weiter, schöner, höher soll es gehen. Und wenn wir es nicht schaffen, so der Probst, schämen wir uns. „In der Bibel steht, dass Gott uns liebt, mit allen unseren Schwächen. Wie es bei Hosea steht: ,Und ich will sie wieder wohnen lassen in ihren Häusern, spricht der Herr.’ Nicht den großen Kick verspricht uns die Bibel, sondern Heimat, Ruhe für unsere Seelen.“ In der kleinen, runden Kirche bekommen die Sänger der Jugendgruppe für ihre A-cappella–Interpretation von „Oh, happy day“ Applaus. Dann bleiben die meisten noch zur Ausstellungseröffnung des Künstlers Zágon Hohl-Stein. cof

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