Berlin: Die Bühnenreife
Kira Lingenberg ist ein Showprofi. Sie kann tanzen und singen. Als Personal Trainerin schwört sie auf Pilates
Mit zehn wollte sie Köchin werden, alternativ vielleicht Opernsängerin. Mit zwölf nur noch eines: Tänzerin. Nicht klassisches Ballett. Steptanz, Jazztanz. In Milton’s Tanzstudio, damals eine Institution in der Knesebeckstraße, nahm sie Stunden zusammen mit ihrer Schwester. In der 11. Klasse schmiss sie die Schule für ihren Traum, am Ballettzentrum eine Musical-Ausbildung zu machen. Die Schwester blieb bodenständig, sie heiratete und gründete eine Produktionsfirma in Kapstadt. Kira Lingenberg aus Friedenau tanzte. Ging mit 19 für vier Jahre nach London und trat bei Galas, Modenschauen und in TV-Sendungen auf. Verliebte sich auf Lebenszeit in „Swinging London“ und kam doch nach Deutschland zurück – für eine Gastrolle in der RTL-Daily-Soap „Unter uns“. Sängerin in einer Girlgroup war sie außerdem: Die „Funky Diamonds“ kamen zeitgleich mit den „Spice Girls“ raus, sangen als Vorgruppe der Backstreet Boys oder von ’N Sync. Goldene Schallplatte in Japan, kein schlechter Erfolg. Aber nach drei Jahren war Schluss. „Ich hatte keine Lust mehr, mit 26 bei Viva zu sitzen und zu sagen, hey, Musik ist ja soooo toll!“ Sie kam zurück: nach Berlin, zum Sport. Kira Lingenberg lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Marvie in Wilmersdorf und ist seit einigen Jahren Personal Trainerin. Sie hat, weil sie Rückenbeschwerden los werden wollte, Pilates für sich entdeckt und es bei Stott Pilates, einem renommierten Trainerzentrum, gelernt. Seither ist das ihr Spezialgebiet. Sie gibt Kurse in zwei Fitness-Studios, trainiert Einzelkunden.
Kira Lingenberg im rundum verspiegelten Trainingssaal: zierliche 58 Kilo auf 1,73 Größe. Der Körper gespannt, kerzengerader Rücken, Beine bis in die Zehen gestreckt, das Gesicht völlig unangestrengt. Fließende Bewegungen, ruhiges Halten, nichts zittert vor Anspannung. Ihr beim „Single Leg Stretch“ oder bei der klassischen Pilates-Übung „Hundred“ zuzusehen, lässt Laien verzweifeln. Wie soll man das je schaffen?
Schafft jeder, sagt sie. „Ich habe Kunden, die sind 65.“ Die Übungen können gut modifiziert werden. Der Trainer kann Hilfsmittel, Hocker etwa, benutzen lassen. Erfolge kommen schon nach kurzer Zeit. Der Erfinder des Trainings, Josef Pilates, soll gesagt haben: Nach zehn Stunden Training fühlt sich der Körper anders an, nach weiteren zehn Stunden sieht man anders aus. „Meine Belohnung ist, wenn ich kleine Fortschritte bei den Leuten sehe. Wenn eine Wirbelsäule beweglicher wird oder Nackenschmerzen verschwinden“, sagt Kira Lingenberg, die Perfekte. Sie kann einem Mut machen. „Man kann wieder lernen, dass es schön ist, sich zu bewegen.“