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Berlin: Die Dreipfuhlsiedlung an der Clayallee war lange vergessen und verlassen - Jetzt regt sich was

Schräg gegenüber vom U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim, hinter der Clayallee, liegt ein Gebiet, das wie vergessen und verlassen wirkt. Der Wildwuchs vor den Bungalows und zweistöckigen Einfamilienhäusern zeugt davon.

Schräg gegenüber vom U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim, hinter der Clayallee, liegt ein Gebiet, das wie vergessen und verlassen wirkt. Der Wildwuchs vor den Bungalows und zweistöckigen Einfamilienhäusern zeugt davon. Die Gebäude stehen meist leer, hier und da aber parken Autos in offenen Garagen oder den Zufahrten davor. So sieht es in amerikanischen Siedlungen aus, und hier wohnten bis vor fünf Jahren auch Amerikaner. Die Dreipfuhlsiedlung rund um Ripley-, Leichhardt- und Reichshofer Straße mit rund 30 Häusern sieht aber immer noch wie ein verlassener Goldgräberort aus, den sich die Natur zurückholt.

Der Schein trügt, und hinter den verödeten Kulissen bewegt sich viel. Helmut John von der Bundesvermögensverwaltung der Oberfinanzdirektion spricht von einem "intensiven Verkaufsprozess". Man sei nach der öffentlichen Ausschreibung dabei, die Häuser an einzelne Interessenten zu veräußern. Bislang hat sich der Bund von 13 Einfamilienhäusern getrennt, vier weitere Gebäude stehen vorm Verkauf. Zu welchem Preis, wird nicht verraten, es dürfte sich aber bei den schlicht wirkenden Häusern aus den fünfziger Jahren um Millionenobjekte handeln. Die Bodenrichtwerte - an denen sich die Verkehrswerte orientieren - sind zwar mit den Jahren gesunken, bewegen sich immer noch zwischen 1100 und 1200 Mark pro Quadratmeter, was bei Flächen bis zu 1000 Quadratmetern ins Geld geht.

Unter den Käufern sind Freiberufler, Gewerbetreibende, Journalisten und Bonner Zuzügler. Sie aber werden hier, so versichert der Sprecher der Oberfinanzdirektion, nicht privilegiert behandelt. "Wer Luxus will, soll auf den freien Markt gehen." Der Rechnungshof hatte schon vor Jahren vom Bund verlangt, sich von Einfamilienhäusern dieser Art zu trennen, weil sie über die "Grundversorgung" im Rahmen der Wohnungsfürsorge für Bundesbedienstete hinausgehen.

Ursprünglich, bis Anfang des Jahres, war geplant, die gesamte Siedlung am Rand der Clayallee per Ausschreibung - wie bei Bundesimmobilien üblich - an einen Bauträger zu vergeben. Deren Interesse aber war gering, die Siedlung steht unter Denkmalschutz, so dass Abriss und dichterer Neubau nicht in Frage kommen. Das wiederum erscheint vielen unwirtschaftlich. Die privaten Käufer müssen nun mit dem Denkmalschutz leben, An- und Umbauten sind nahezu unmöglich. Der Charakter einer amerikanischen Siedlung soll erhalten bleiben, sagt John. Dazu gehört, dass Grundstücke im vorderen Teil nicht eingezäunt werden dürfen, und selbst im Inneren der Häuser - etwa bei der Gestaltung der Küchen-Durchreichen oder bei den Badfliesen - der Denkmalschutz beteiligt werden muss.

Während die verwilderte Dreipfuhlsiedlung langsam wieder die alte Frische erhält, wird die ebenfalls einst von Amerikanern bewohnte Waldtiersiedlung am Grunewalder Teil der Clayallee vermutlich abgerissen und durch Stadtvillen ersetzt. Letzte Entscheidungen sind noch nicht gefallen. Zunächst hatten sich die Amerikaner in einem Regierungsabkommen 32 von 53 Häusern rund um den Luchsweg für die weitere Verwendung gesichert. Inzwischen wurden die Häuser wieder an den Bund zurückgegeben.

Christian van Lessen

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