Berlin: Die große Koalition der Ampeln
2000 Lichtzeichen leiten Menschen und Autos in Berlin. Und wer steuert die Signale? Menschen und Computer. Das klappt – meist
WER HAT’S ERFUNDEN?
Ampeln existierten schon, ehe es Autos gab. Die erste für Fußgänger und Fuhrwerke wurde 1868 in London installiert – Gas betrieben, mit rotem und grünem Lichtzeichen. Am 2. Januar 1869 explodierte sie. Der Mann, der sie steuerte, überlebte schwer verletzt. Die erste Dreifarben-Ampel hat ein amerikanischer Polizist gebaut: William Potts aus Detroit, Michigan. Materialkosten: 37 Dollar. 1920 wurde das Gerät an der Ecke Woodward- und Michigan Avenue in seiner Heimatstadt installiert. Berlin hatte immerhin die erste europäische Lichtsignalanlage. 1924 wurde der Turm am Potsdamer Platz aufgestellt. In der verglasten Kanzel saß ein Polizist, der hochkonzentriert die Kreuzung mit den fünf Einmündungen im Blick haben musste. Jedes Signal steuerte er mit Schalthebeln. Das hieß: 15 Leuchten in der richtigen Reihenfolge bedienen. Zwei Jahre später wurde in Berlin die erste zentrale Steuerung im Polizeipräsidium am Alexanderplatz in Betrieb genommen, um Verkehrsposten einzusparen: eine Schalttafel und zwei Schaltwalzen, ähnlich wie in einem Musikautomaten. Die ersten „Kontaktschwellen“ wurden 1934 montiert – der Beginn der automatischen Verkehrsregelung. Ab 1961 funktionierte die Verkehrsregelzentrale über ein eigenes Kabelnetz in gemieteten Postkanälen. Da hatte Berlin 126 Ampelanlagen. An 71 Kreuzungen standen noch Verkehrspolizisten. Text: lei/Foto: Kai-Uwe Heinrich
Die Serie finden Sie auch im Internet unter www.tagesspiegel.de/diestadt
-